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Archive for the ‘A – Jakobsweg 2011 – Küstenweg / Camino Primitivo’ Category

Dieser Bericht basiert auf meinen Tagebuchaufzeichnungen  die ich während der langen Reise gemacht habe. Diese Aufzeichnungen sind manchmal seitenlang und wunderbar geschrieben sodass ich sie ohne große Veränderung hier übernehmen konnte, dann wieder sind es nur Stichwörter oder Sätze springen im Quadrat. Würde man die Authentizität des Originals an oberste Stelle verankern, müsste ich die Texte veröffentlichen wie sie sind. Dem jedoch widerspricht das die Texte sehr persönlich sind, was bedeutet viele Dinge würde der Leser nicht verstehen weil er nicht dabei war und / oder mich nicht kennt um bestimmte Dinge richtig einzuordnen wie sie gemeint sind, Schlussendes dient es der besseren Lesbarkeit wenn man Tagebuchtexte redigiert und nicht in der Rohfassung dem Leser 1:1 übergibt nach dem Motto „Vogel friss oder stirb“. Wie müsst ihr nun den Text lesen? Ganz einfach sobald ich, wie hier wenn ich in Kursiv schreibe, sitze ich brav im warmen Trockenen und kommentiere was ich da so in der Stunden der Wanderung da so von mir  gegeben habe, um manches wieder geradezurücken oder zu erklären wieso weshalb warum es so ist wie es ist. Ich verzichte den Jakobsweg näher zu erklären ich denke seit Hape Kerkeling mit seinem Buch herauskam sollte das Grundlegendenste über den Camino bekannt sein, was mich aber nicht daran hindern wird trotzdem ab und zu in den Kommentaren etwas über den Weg zu erzählen.

Ich wünsche nun aber viel Lesevergnügen beim mitwandern. 🙂

*

Was sind die Beweggründe den Jakobsweg zu machen?

Diese Frage wird dem angehenden Pilger bei der Beantragung des Pilgerausweises (Credencial del Peregrino) zuerst gestellt oder spätestens dann wieder in Santiago im Pilgerbüro. Die Gründe können höchst unterschiedlich ausfallen. So ist es für den einen eine sportliche Herausforderung, ein kultureller Erlebnispfad, ein spiritueller Drang, ein Problemlösungspfad oder schlicht der Genuss am Wandern. Es wird meist ein Mix aus den vorangestellten Gründen sein bzw. es werden sich höchst persönliche Gründe dazugesellen.

Ich für mich kann die Frage nur so beantworten das es mich auf den Camino del Norte hinzieht warum und wieso auch immer ich habe keine klare Erklärung. Vielleicht habe ich am Ende der Reise eine Antwort. Der Camino in allen seinen Varianten ist von seiner Grundlage her ein Pilgerweg deswegen möchte ich es nicht unerwähnt lassen das zur Zeit als ich das niederschreibe Papst Benedikt XVI Deutschland besucht. Einer seiner Aussagen, das der Glaube nicht mit sich alleine ausgelebt werden kann sondern nur in der Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen. Hier hat er natürliche vollkommen recht doch ist die Gottesbeziehungen in ihren Grundlagen eine persönliche, ob ich Gott auf dem Camino finde, ich werde sehen.

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Es geht um 6.30 Uhr vom Flughafen Stuttgart los. Ich habe einen klassischen Gabelflug, zuerst geht es nach Palma de Mallorca und dann direkt nach Bilbao. Während des Fluges Richtung Bilbao blättere ich im Bordmagazin der Airline herum und welche Prominente Persönlichkeit gibt ein Interview? Hape Kerkeling! Es scheint, wenn man sich mit dem Camino beschäftigt man kommt nicht um ihn herum. In dem Interview erzählt der prominente Pilgerbruder von seinem Musical das er bald auf die Bühne bringen will, das er sich geehrt fühlt das man ihm die Weiterführung von der Fernsehshow „Wetten Dass“ zutraut . Da ich sein Caminobuch sehr gerne gelesen habe, nehme ich es als ein positives Zeichen das Hr. Kerkeling am Anfang meiner Reise sich positiv „reingedrängt“ hat. Endlich landet das Flugzeug sicher in Bilbao, zuvor hatte ich bei bestem Wetter eine schöne Sicht auf die Picos de Europa, die von oben ein gleichfalls verlockendes Wanderziel versprechen.

Picos de Europe

Am Gepäckband wartend wie immer die spannende Frage „Und ist alles mitgekommen“ diesmal stellt sich noch die Frage und wie ist es angekommen. Während des Wartens entdecke ich dann auch schon den ersten Pilger – er liest in einem roten Wanderführer. Schon mal beruhigend das ich nicht komplett allein sein werde auf dem Weg. Schließlich nach etwas mehr als einer halben Stunde erscheint dann das Gepäck unserer Fliegers und Tara! – mein Rucksack verziert mit hübschen neuen schwarzen Streifen über die Mitte laufend, tja so ist das halt wenn man keinen Schutz Drumherum macht aber beim Vorabend – Check In waren die Gepäckumwickler alle schon im Feierabend aber ist ja nix passiert. Da mein Bus um 14.00 Uhr am Busterminal in Bilbao nach Irun abfährt möchte ich relativ schnell dort sein. Also flugs raus aus dem Flughafengebäude und nach rechts zur Bushaltestelle Linie „Airport – Busterminal“ das gute Busterminal liegt in der Stadtmitte. Hier habe ich dann auch gleich meinen ersten Kontakt zu anderen Wandergenossen. Es sind zwei Spanier die jedoch den Camino Frances machen werden. Es ist doch eine Erleichterung dass die Kontaktaufnahme nun doch so schnell und problemlos erfolgt insbesondere mit meinen eingerosteten Spanischkenntnissen. Schneller als gedacht bin ich dann auch in Bilbao-City Busterminal. Zuhause habe ich mir umsonst ausgedacht was alles schief gehen kann, tja die Camino Gelassenheit muss man sich mit der Zeit erwandern. Ich habe eine Stunde Zeit bevor mein Bus kommt, der schönste Ort von Bilbao ist der Bus Terminal definitiv nicht. Leider wird aus der einen Stunden noch eine gemütlich halbe Stunde Verspätung draufgesattelt. Eilig habe ich es ja jetzt nicht mehr aber die Spanier die ebenfalls nach Irun wollen werden mit der Zeit höchst ungeduldig und zitieren einen Mitarbeiter von der Busgesellschaft nach draußen. Die gute Dame kann jedoch auch nichts ausrichten. Also nicht nur die Deutschen können höchst ungemütlich werden wenn ihre öffentliche Verkehrsmittel nicht rechtzeitig abfahren sondern die Spanier sehr wohl auch.

Busterminal Bilbao

Auf meinem Camino wird Bilbao eine Station sein die ich durchwandern werde also ist die Fahrt mit dem Bus dann auch ein erster Eindruck was für eine Landschaft mich erwarten wird.  Ja, doch es hat auch Hügel und es geht doch hübsch rauf und runter. Das Meer ist nicht zu sehen da der Bus die Autobahn nimmt und in vielen Orten Halt macht die nicht an der Küste liegen. Was mir sehr recht ist schließlich will ich das während der Wanderung sehen und erleben. In Irun angekommen schultere ich meinen Rucksack und merke sehr deutlich – er ist zu schwer. Beim Check-In hatte er 13 KG gewogen dann kommen noch ca. 1 Liter Wasser dazu so das ich dann mit 14 KG  900 Km wandern soll, hm nein ich werde wohl oder über Gewicht verlieren müssen so und so. Dabei hatte ich nur das nötigste dabei ich werde wohl lernen müssen mit noch weniger auszukommen. Es geht zum ersten Mal in eine Pilgerherberge. Ich bin höchst aufgeregt und überlege noch kurz ob ich nicht schnell doch noch ein Hotel nehmen soll quasi als letzter Luxus bevor es in die Wildnis geht. Aber nein ich nehme mein GPS Gerät heraus und lasse mir den Weg zur Herberge zeigen. Gelbe Pfeile sehe ich noch keine aber dann erscheint der erste Flecha amarilla – ich bin hin und weg!

In der Herberge werde ich dann sehr freundlich empfangen da für mich alles Neu ist wird mir alles auch besonders ausführlich erklärt, wobei es doch recht einfach ist, man zeigt seinen Pilgerpass / Credencial bekommt einen Stempel, bezahlt seine Unterkunft bzw. gibt eine Spende dann wird die Dusche gezeigt und das Bett. Bett ist selbstverständlich ein Stockbett ähnlich wie in einer Jugendherberge. Die Dusche hätte ich mir größer vorgestellt. Es ist ein kleines Badezimmer für 26 + 18 Betten. Holterdipolti wenn mal hier nicht alle Pilger gleichzeitig Duschen wollen. Zum Glück bin ich erst der zweite Pilger der heute  eingetroffen ist, somit habe ich alle Zeit der Welt um mich hier umzusehen und einzuleben. Manuelo  der Herbergsvater hat nicht viel zu tun und erklärt mir in einem Mix aus Spanisch und Englisch etwas über das Pilgerwesen und insbesondere was es sich mit dem „Verein der Pilgerfreunde“ hier im Baskenland auf Sich hat. Wichtigste Information die baskischen Herbergen werden im Oktober alle geschlossen sein zumindest die vom Verein der Pilgerfreunde. Der Hauptgrund sei das man keine Konkurrenz in der Nebensaison duldet zu den privaten Herbergen und Pensionen. Manuelo war sogar schon einmal in Stuttgart und kennt den Stuttgarter Weihnachtsmarkt den er dann auch in den höchsten Tönen lobt. So wird mein Schwabenherz dann ganz stolz. Manuelo ist Maître in einem Hotel und somit schon gut in der Welt herumgekommen unter anderem eben auch in das Herz von Schwaben. Die spanischen Caminos hat er alle gemacht. Bis Bilbao verspricht er mir eine anstrengende Reise danach würde es ein Ausflug sein. Er gibt mir dann auch noch Tipps was ich alles nicht mitschleppen soll, ich habe ihm von meinem schweren Rucksack erzählt. Am Abend wird es dann doch noch voller. Eine 75-jährige Französin kommt noch und zwei Spanier. Eduardo ca. 34 Jahre alt und Elena ca. 32 Jahre alt. Elena spricht ein hervorragendes Englisch, während Sie sich ihre Spaghetti kocht erzählt sie das sie heute von Biarritz aus gestartet ist, das ist eine Etappe östlich vor Irun noch in Frankreich gelegen.

Die Bettruhe war dann wie eigentlich bei allen Unterkünften um 10.00 Uhr. Manuelo war einer der nettesten Hospitaleros auf dem Weg natürlich wusste ich das am erste Tag nicht also wenn ihr in Irun übernachtet grüßt mir brav Manuelo el Maitre de Cuisine.

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Nach dem gemeinsamen Frühstück in der Herberge sind Elena, Eduardo und ich dann aufgebrochen. Das Frühstück bestand aus Keksen und einem Kaffee eben südländisch karg. Trotz der frühen Stunde unterhalten wir uns schon prächtig an diesem Morgen. Der morgendliche Tau verzaubert die Landschaft.

Tau 1

Tau 3

Nach etwa vier Kilometer gibt es dann die erste gewichtige Entscheidung zu fällen. Ein Schild weist nach rechts auf den Jaizkibel (ein Bergrücken gespickt mit antiken Wachtürmen) mit dem warnenden Hinweis „Nur für Alpinisten“ oder die andere Möglichkeit einfach weiter dem Weg folgen. Wir drei sind uns relativ schnell einig dem Rentnerweg weiter zu folgen, so wie unser Herbergsvater in Irun es uns auch geraten hat, der meinte dieser Weg wäre „una rampa“ / eine Rampe was er in der Tat ist, die Aussicht soll jedoch traumhaft sein nun beim nächsten Mal dann. Grundsätzlich schrecken mich alpine Steige nicht ab aber es sind doch noch mehr als 800 Km Weg für mich und ich muss nicht gleich zu Anfang alle Körner verschießen.

Außerdem werde ich auf dem Camino Primitivo noch genügend Berge besteigen dürfen, schließlich sind wir hier ja auf dem Camino del Norte dem Küstenweg also hier ist Spiel und Spass angesagt und nicht Alpinismus. Oh ja Spiel und Spass wenn ich gewusst hätte wie ich in bald hundert Kilometer mehr herumjammere – wäre ich etwas Demütiger gewesen – der Camino bekommt jeden Klein insbesondere Leute die keine Rampen hochsteigen wollen 😉

Wenn sich Eduardo und Elena auf Spanisch unterhalten im normalen Sprechtempo, kann ich nicht mehr folgen und bin froh wenn ich ein paar Wörter aufschnappe so ist es für mich meist Radio Camino ein chilliges Hintergrundgeräusch auf dem Camino.

E und E

Kurz vor Pasai Donibane bekommen wir von einem Einheimischen einen Insidertipp den Camino rechts zu verlassen und das Dorf von der Meerseite aus zu betreten. Ein wirklich guter Tipp. Leider geht es zum Schluss sehr steil, einen Asphaltweg bergab und schneller als ich Camino sagen kann liege ich auf dem Boden. Zum Glück habe ich ja einen Airbag – meinen Rucksack auf dem Rücken der den Sturz abfängt. Mit schwerem Gepäck auf dem Rücken rutscht man einfach schneller aus Glück gehabt, wäre ziemlich dämlich gewesen gleich auf den ersten 20 Km wegen Verletzung die Reise abbrechen zu müssen. Nach einer kurzen Pause setzen wir mit einem kleinen Boot auf die andere Seite nach Pasai San Pedro über.

Strand von Pasai Donibane

Warten auf das Boot

Camino entlang am Meer

Hier geht es dann noch mal richtig hoch, manche würden sagen rampenmässig, zu unserer Albergue für diese Nacht, die stolz thronend über San Sebastian sich erhebt. Die Herberge bietet nicht nur einen schönen Blick auf San Sebastian sie ist perfekt in der Ausstattung eher wie eine Pension den eine Herberge. Während Eduardo heute Abend noch einen alten Freund in San Sebastian trifft, gehe ich mit Elena den 20-minütigen Weg zusammen hinunter in die mondäne Stadt. Hier probieren wir die Pinchos (Pinchos sind kleine Essensportionen ähnlich dem Tapas aber bitte nicht verwechseln! Es heißt Pinchos) in allen Bars aus, dazu natürlich den entsprechenden Rotwein.

Pinchos

Später am Abend treffen wir dann wieder Eduardo in der Nähe der Plaza Mayor. Hier haben wir dann einen feuchtfröhlichen Ausklang des Abends. Wir leisten uns den Luxus mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Ja wir armen Pilger die wir sind. Wie heißt es so schön bei Elena „No Camino sin vino peregrino“ = Kein Camino ohne Wein mein Pilger.

San Sebastian bei Nacht von der Al

San Sebastian bei Nacht von der Albergue aus gesehen

…und bei Tage

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Am nächsten Morgen kommen wir erst um 9.00 Uhr los da es erst ab halb 9 Uhr Frühstück gibt. Heute wird es wie gestern heiß heiß heiß leider kann man das jetzt schon ahnen, das heute Nachmittag wieder kleine Pilgerbrötchen auf dem Camino gebacken werden – und der Teig sind wir. Für Elena sind diese Temperaturen kein Problem sie ist aus Valencia dort gelten       30° C als Warm und nicht Heiss. Während ich zwei Liter trinke hat sie ein 0,33 Liter Wasserfläschchen dabei das ab und zu aufgefüllt wird. Ich hoffe das ich mich an das Klima gewöhnen, eigentlich war ich auf Herbst eingestellt und nicht auf Hochsommer. Eduardo ist schon allein aufgebrochen er möchte heute etwas für sich alleine gehen – etwas das auf dem Camino völlig normal ist man muss es nicht einmal groß ankündigen, der Camino ist ähnlich wie das Leben Menschen kommen, Menschen gehen man weiß nie mit Bestimmtheit wie lange sie bei einem sein werden. Also gehe ich mit Elena erst mal zusammen los. Vor lauter reden verpassen wir unseren 20-minütigen Abstieg nach San Sebastian den wir gestern im Dämmerlicht ohne Problem gefunden haben. Kurzer Anruf bei Eduardo ob er uns die Abstiegsstelle beschreiben kann aber er kann uns auch nicht weiterhelfen da wir nicht sagen können wo wir uns genau befinden – confusion total. Etwas später schaffen wir es dann doch noch den Abstieg zu finden. Wir nehmen uns die Zeit für eine Stadtbesichtigung bei Tage. Das schicke San Sebastian enttäuscht auch bei Tage nicht, bei Nacht haben wir es ja gestern Abend erlebt, leider sind wir eine Woche zu spät sonst hätten wir die berühmten Filmfestspiele von San Sebastian miterleben können.

Heute hat Elena ihren, wie Sie selbst sagt ihren „Superwoman“ Tag und rennt mir dann auch  am Stadtausgang davon.

Kongresszentrum von San Sebastian namens Kursaal

Das Wegprofil ist heute ein ständiges Auf und Ab oder wie wir drei immer sagen up up up santiago is waiting mit santiago ist nicht die Stadt gemeint sondern der hl. Santiago selbst – die Spanier sagen sinngemäß der Camino gibt Dir alles was Du brauchst, aber Santiago wartet auf Dich, was auch bedeutet man soll nicht herumtrödeln sondern auch das Ziel im Auge behalten. Touristische Höhepunkt lenken mehr ab und eigentlich hatte ich auch keinen Nerv dafür obwohl ich gerne in Museen gehe und mir Gebäude und solche Sache anschaue, sicherlich werden die touristische Belange bei einem meiner weiteren Jakobswege eine größere Rolle spielen schließlich habe ich ja Santiago schon besucht aber ganz sicher ist nix. Was damit auch deutlich wird im Laufe eines Pilgerweges baut man irgendwann eine persönliche Beziehung zum Hl. Santiago auf dem Schutzpatron des Weges, sicherlich nicht jeder Wanderer aber doch recht viele Wanderer / Pilger – denn wer als Wanderer gestartet hat – wird als Pilger in Santiago ankommen.

Ja wie das Leben hoch und runter. Mich nerven solche Wegverläufe ich bevorzuge es gleich den ganzen Anstieg in einem Rutsch hinter mir zu haben jedoch hier ist kein Wunschkonzert. Da wir so spät gestartet sind komme ich nun auch wieder in die Nachmittagshitze die so ab 14.00 Uhr richtig los geht. Vor 13.00 Uhr ist eigentlich alles gut und Prima aber dann kommt halt die Strahlungswärme des Asphalts dazu – man wird gegrillt, zumindest gebacken. Zwischendurch komme ich nun allein wandernd an einer provisorischen Pilgerstempelstation am Wegesrand vorbei. Ein kleiner Tisch mit Stempel und Buch und dazu viele großen Wasserflaschen zum nachtanken der eigenen Wasservorräte. Die Einheimischen zollen dem Pilger großen Respekt man merkt dies in vielen kleinen Gesten, sei es an der Stempelstation, sei es das einem sehr häufig eine gute Reise gewünscht wird oder immer einem die Gelegenheit gegeben wird Wasser nachzuschöpfen, und selbstverständlich die legendären Alten die in den Dörfern nur darauf lauern das der Pilger falsch abbiegt damit bekommen sie dann die Möglichkeit dem Pilger zu helfen und sie selbst haben eine Aufgabe. Einem Pilger zu helfen ist für Christen grundsätzlich eine Pflicht aber auch eine schnelle Möglichkeit Bonuspunkte bei ganz Oben zu sammeln, einem Pilger zu helfen nach Santiago zu kommen ist eine gute Tat die entsprechend gerne gesehen wird von oben – selbstverständlich vom Pilger selbst auch.Viele Spanier waren mindestens einmal in ihrem Leben schon auf dem Camino unterwegs, kennen deswegen die Strapazen und Nöte der Wanderer sehr genau. So soll es nicht wundern wenn einem im größten Stadtgetümmel ein „Buen Camino y buen viaje“ entgegenschallt.


Noch 787 Km bis Santiago ja aber auch nur wenn man nicht wie ich noch plant den Camino Primitivo zu  gehen, grummel aber dafür nur noch 3 Km bis Orio. Gleich nach dem freundlichen Schild das die Radfahrer nach links und die Fußgänger nach rechts verweist, kommt es für die Fußgänger knüppelhart. Es geht auf alten Kopfsteinpflaster, die sicherlich noch aus römischer Zeit stammen, einen Abstieg hinunter der ein Gefälle von Minimum 30% aufweist. Es ist schon schwierig hier im trocknen abzusteigen ich möchte nicht wissen wie es ist wenn es regnet. Während meiner Recherchen daheim habe ich ein YouTube Blog gesehen von einem Mitpilger namens Mario der den Weg im Regen hat machen dürfen – meine Hochachtung steigt für Mario insbesondere hatte er drei Wochen Dauerregen. Aber während des Abstiegs gibt es eine Wasserquelle mit dem köstlichsten Wasser das ich seit langem getrunken habe, welch eine Wohltat tja der Camino provides bzw. der Camino gibt Dir was Du brauchst und nicht was Du willst. Ich habe euch hier noch das Videotagebuch von Mario herausgesucht es ist seine 2. Etappe, Mario hat jedoch alle seine Etappen vollständig in YouTube reingestellt, ich finde sie sind alle sehr sehenswert insbesondere lernt man was es bedeutet wenn es in Nordspanien regnet, ich hatte das Vergnügen nur vier Tage aber die haben mir schon gereicht aber seht bitte selbst click  

In Orio ankommend treffe ich dann Eduardo wieder der in der Dorfmitte auf einer Bank herumlümmelt, er hat sich entschlossen hier in Orio zu bleiben. Ich möchte eigentlich noch weiter. Elena ist auch schon da beide essen wir dann einen Ensalata Mixta während Eduardo sich weiterhin auf der Bank räkelt. Nach einem gemeinsamen Kaffee entschließen wir uns gemeinsam weiterzuwandern durch schöne Weinberge zu einem nahe gelegenen Campingplatz der speziell einen Raum für Pilger hat. Der Raum befindet sich oberhalb im ersten Stock einer Garage die von einem Dackelhund bewacht wird der jedesmal einen Herzinfarkt bekommt wenn die schwere Eisentür aufgeht und sich zu Tode fürchtend uns anbellt. Die Unterkunft ist jedoch sehr gut. Wir können die Duschen vom Campingplatz benutzen. Bzw. ich benütze sie weil Eduardo und Elena noch unbedingt zum Strand hinunterwollen um Schwimmen zu gehen dafür habe ich nun wirklich keine Lust mehr außerdem will ich die schmierige Sonnencreme aus dem Gesicht bekommen. Gegen neun Uhr abends essen wir dann brav unser selbstgekochtes. Elena hat ihren dritten Wandertag und meint das man dann besonders gefährdet ist Blödsinn zu reden also aufpassen. Ich habe morgen meinen dritten Tag. Jedenfalls bin ich heute todmüde und schlafe sofort ein und rede weder Blödsinn noch Schlaues.

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Ich habe drei Tage zusammengefasst, da ich einfach nicht zum schreiben kam, einmal weil soviel passiert ist und ich noch nicht meinen Rhythmus auf dem Camino gefunden habe. Durch hohen Temperaturen von immer noch 30 ° C ist es sehr anstrengend zu wandern. Wir drei Eduardo, Lena und ich sind eine Camino – Familie geworden, leider werden sie mich heute am Freitag den 30. Sept. verlassen. Beide müssen nächste Woche wieder arbeiten. Schade das dies am Anfang des Camino passiert und nicht zum Schluss. Den so schön harmonisch kann es auf dem Weg nicht noch einmal werden. Ich spiele mit dem Gedanken den Camino in Bilbao abzubrechen dann hätte ich jetzt schon einen gelungenen Camino gehabt. Aber das Ziel lautet Santiago de Compostela. Den Camino ist ähnlich wie das Leben man kann nicht einfach aufhören auch wenn schöne Dinge zu Ende gehen, es geht immer weiter. Ich tröste mich ein wenig als das ich mir in Bilbao eine Pension nehmen werde und das bedeutet Einzelzimmer, Ruhe und auch mal wieder für sich sein um die ganzen Eindrücke zu Reflektieren. In Gernika sind wir ca. um drei Uhr nachmittags angekommen, Lena wird gleich von Freunden abgeholt so das der Abschied von Ihr kurz und schmerzlos ist wir haben uns für heute Abend vage verabredet je nachdem wie das Abendprogramm mit ihren Freunden aussieht. Danach gehe ich mit Eduardo zur einer nahen Bar und trinken erstmal unser Standardgetränk Cola mit Eis, danach zum Abschluss der Etappe das Etappenbier und bestellen uns ein Bocadillo (großes belegtes Brötchen) und dann noch eins. Eduardo muss erst am späteren Nachmittag zum Zug, um zurück nach Pamplona zurückzukehren. Mittlerweile ist unser beider Sprachmix aus Spanisch und Englisch perfekt, so das wir den Nachmittag gemütlich plaudernd draußen vor der Bar verbringen während für ca. eine halbe Stunde eine endlose Schlange von Kindern die Straße überquert – somit kenne ich nun alle Kinder von Spanien. Während wir gemeinsam die verbleibende Zeit verbringen kommen dann auch noch Fazil und Pedro zwei spanische Pilger die wir während der drei Tage kennengelernt haben, Fazil will noch eine Station weiter er meint ihm wäre die Jugendherberge zu teuer er geht daher lieber noch einmal 10 Km um in einer günstigeren staatlichen  Herberge unterzukommen. Pedro wird in Gernika bleiben übernachtet in einer Pension zuvor jedoch noch einen Freund treffen deshalb ist er auch gleich weiter Richtung Stadtmitte. Pedro ist ein ruhiger ausgeglichener sympathischer Pilger der wie ein Seemann in jedem Hafen eine anderes Mädchen hat, würde man ihm so nicht zutrauen. Fazil dagegen ist eher der unruhigere Typ eher ein typischer Einzelgänger. Beide Sorten Pilger findet man nicht selten auf dem Camino. Fazil hat aufgeriebene blutige Fersen, er ist mit Turnschuhen unterwegs, und trotz Schmerzen geht er noch weiter, während die Sonne ihr bestes Tut ihn eigentlich vom Gegenteil zu überzeugen einfach hier zu bleiben – doch eine schnelle Cola und weg ist er.  Irgendwann wird es Zeit und Eduardo muss zu seinem Zug. Ein emotionaler Abschied und ich bin allein. Das tut erstmal weh. Während ich langsam, links und rechts spähend nach einem Supermarkt, zur Jugendherberge trotte, erinnere ich mich an unsere letzten Übernachtung in Zenarruza. Dort übernachteten wir in einem Monasterio (Kloster) das von sechs Zisterzienser Mönchen Aufrechterhalten wird. Das Kloster liegt auf einer Anhöhe nahe des Waldes man muss etwas suchen den ca. 500 m vor dem eigentlichen Kloster ist eine private Herberge die nicht das Flair des Klosters bieten kann. An der Klosterpforte wurden wir sehr herzlich Empfangen, der Klosterbruder wollte genau wissen aus welchen Länder wir alle herkommen. Nach dem wir uns alle geduscht hatten kam dann auch gleich  die legendäre Kichererbsensuppe / sopa de garbanzo. Wir wurden dann Eingeladen beim letzten Stundengebet des Tages, das um 10.00 Uhr abends war, dabeizusein. Die Klosterkirche ist ein alter Raum mit gotischen Stilelementen und es weht der Atem der Geschichte in ihr. Die Klosteranlage im Gesamten ist ein magischer Ort. Die Mönche sangen ihre Gebete und Gästepater spielte auf einer kleiner Orgel. Das  Licht wurde nur von ein paar Lichtern erzeugt welche die magische Stimmung nur noch mehr unterstrichen. Vielleicht ist man für solche spirituelle Erlebnisse offener weil man den ganzen Tag durch die freie Natur gewandert ist? Ich denke ja the way is my pray. Nach der Vesper ist jeder ganz erfüllt – es wird nicht mehr viel geredet. Manchmal gibt es einfach die Momente im Leben wo man schlicht weiß das stimmt jetzt oder schlicht Harmonie mit allem. Ich kann jedem Caminopilger nur empfehlen möglichst in Klöster abzusteigen oder den Gottesdienst zu besuchen. Auch das der Gottesdienst in Spanisch abgehalten wird, sorgt für eine extra mystische Stimmung und Kontemplation. Aber nicht jeder fühlt sich davon angezogen oder ist eher abgeschreckt z.B. hat Fazil nicht daran  teilgenommen er ist lieber am Abend noch einmal zurück ins Dorf gegangen ohne uns genauer zu sagen warum und wieso. Man kann niemand und sollte auf alle Fälle niemand dazu zwingen und überreden einen Gottesdienst oder ein Kloster zu besuchen. Die katholische Kirche hält sich auf dem Camino sehr zurück, so sind alle Kirchen geschlossen und man wird nirgends zu irgendetwas angehalten. Dafür findet man eine Glaubensgemeinschaft knapp vor San Sebastian die eine wunderschöne Herberge mit Garten betreut in welcher man auch übernachten kann. Ihr Glaubensmittelpunkt sei es sich um Witwen und Waisen zu kümmern, es sind sehr freundliche Menschen, wir haben bei ihnen den besten Tee auf dem Camino erhalten viel besser als immer das zuckrige Cola. Aber es gibt natürlich auch ohne Kirche und Glaubensgemeinschaften genügend Philosophen auf dem Weg.

Mittlerweile bin ich an meiner Jugendherberge angekommen. Im Zimmer sind schon ein älterer Holländer und eine etwas wirre Kolumbianerin und ein spanisches Ehepaar. Die Kolumbianerin mussten wir heute wieder von Ferne auf den richtigen Weg zurückholen sonst wäre sie wohl irgendwann ins Meer geplumpst da sie schnurstracks in eine falsche Richtung wanderte. Die Jugendherberge ist gut eingerichtet und macht einen soliden Eindruck. Ich werde erstmal Großwäsche machen und dann den Trockner benützen. Die anderen vom Zimmer machen noch eine abendliche Gernikatour. Später meldet sich Lena das sie es heute Abend nicht mehr zurück schafft. Nachdem ich rasch die Wäsche geordnet habe – Wäsche ist bei einem Rucksacktouristen grundsätzlich immer recht übersichtlich oder sollte es zumindest sein. Das Abendessen das ich danach bekomme war dann OK mehr dann aber auch nicht. Ich setze mich anschließend noch auf die Dachterrasse und genieße den Abend mit der einbrechenden Nacht, ich versuche noch die morgige Etappe in meinem Reiseführer durchzulesen, den ab morgen bin ich wieder allein auf mich gestellt, außerdem lenkt das Lesen etwas ab.  Bin etwas traurig gestimmt, welche Lektion der Camino mir hier nun bereitet hat? Freundschaft… Der Weg als solcher ist nicht schlimm, die Freunde ziehen zu lassen ist weitaus schlimmer und die Aussicht alleine  in Santiago anzukommen obendrein. Camino-Blues 🙂

Eine echter Baske, eine echte Lena und ein Extranjero

Eine echter Baske, eine echte Lena und ein Extranjero

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Nach einem nicht guten Frühstück mit kaltem Kaffee ist meine Stimmung nicht besser als gestern Abend. Die anderen Pilger in der Herberge gehen etwas später los und wollen auch nicht bis Bilbao wandern sondern einen Ort vorher übernachten. Die meisten Spanier finden die heutige Etappeneinteilung lt. Reiseführer auch etwas zu lang aber das ist nun einmal System Aleman. Einer unser Running Gags zwischen Eduardo und Elena und mir war Sistema Aleman und Sistema Espanol – das sich die deutsche und die spanische Einstellung zum Leben mitunter sehr verschieden ist. Mir gefällt die Aussicht heute Bilbao zu erreichen und damit eine Weltstadt zu sehen das ist  Motivation genug für mich um diese Etappe heute anzugehen. Doch erst einmal den Weg  aus Gernika hinausfinden mit ein bißchen wandermäßigen „gestottere“ ist dann das Tor nach „draussen“ gefunden. Ich habe zwar ein GPS Gerät dabei inklusive der Wanderroute aber das hilft auch nicht immer, es ist eher eine Hilfestellung und dient vorrangig zur Beruhigung man ist auf dem richtigen Weg bei Unsicherheit, die „gelbe Pfeil“ Markierung ist zu 90% einwandfrei und die restlichen 10% erledigen die Spanier durch mündliche Wegweisung.

Der Weg bis nach Larrabetzu ist recht unspektakulär – es geht einmal rechts und dann nur noch geradeaus geradeaus geradeaus

Uff der Weg nach Bilbao ist furchtbar – einmal mit dem Blues unterwegs das Gefühl von Gott und der Welt verlassen zu sein, es war heiß, der Weg war langweilig und überhaupt es war Samstag = ChaosDer Weg nach Bilbao ist nicht schön zum einem kerzengerade und zwar kilometerweit, dann habe ich mir eine Blase unter dem Fuss angelaufen, mir kommt Elena in den Kopf „Blisters needs Sisters and Brothers“ nein definitiv nicht noch Enkels und Tantes, diese Blasen nerven gewaltig, ich fühle mich richtig auf einem Büßerweg so wahrlich in die Welt geworfen – jammer hilf. Am Ende des nicht endend wollenden Weges kommt eine U – Bahnstation mit einem Brunnen. Das Wasser nehme ich gerne – mit der U – Bahn kämpfe ich vielleicht zwei, drei Stationen und ich wäre in der Stadtmitte von Bilbao oder weiter wandern – noch etwas fünf Kilometer und dazu noch einen Hang mit ca. 300 Höhenmeter – das ist  alles nicht lustig – hm so sieht Verführung aus. Trotz allem gehe ich weiter einmal links herum und durch das Industriegebiet von Arteaga San Martin hier weht der Wind Grassbüschel durch die Straßen, ist ja wie im Wilden Westen hier. Sensation – zwei Kids fahren Skateboard. Ich biege von einer Industriestraße ab in die Öde, der Weg geht nun langsam aber spürbar den Hang hochgeht – wohlan ihr 300 Höhenmeter auch euch fresse ich nun. Oben angekommen hat man ein gute Sicht auf ganz Bilbao wenn auch das nachmittägliche Luftgewirre die Aussicht nicht so überragend sein läßt.

Langsam hinabtrottend wie Moses mit seinen zwei dicken Gesetzestafeln im Rucksack, komme ich durch eine Grillstelle die grillenden Spanier schauen mich doch etwas skeptisch mitleidig an, ja ja die spinnen die Pilger. Außerdem es ist Samstag man ist bei seiner Familie oder Freunden und nicht Ausgeworfen. Ich erreiche Bilbao und dann schlägt mal wieder der Camino zu, ich finde auf Anhieb einen  kleinen Laden der alles hat was ich will, ich stolpere ein paar Treppen hinab und befinde mich plötzlich vor der Kathedrale die mir etwas eingezwängt zwischen all den Wohnhäusern wirkt. Ich biege um eine Ecke und zack sehe ich ein Schild mit Pension. Mein inneres Gefühl sagt JA das passt. Also kurz geklingelt und eine schläfrige Stimme bittet mich nach oben. Ja selbstverständlich haben Sie ein Zimmer und zu einem guten Preis. Ich bin erstmal glücklich – ich habe eine Tüte voll Junkfood, ein Zimmer und eine Dusche. Nur meine Blasen an den Füßen beunruhigen mich etwas. Egal, etwas Compeed verkleben und mal schauen was passiert natürlich nicht ohne vorher die offene Blase zu desinfizieren. Das alte Compeed entferne ich, eigentlich sollten sie draufbleiben bis sie von alleine abfallen aber ich habe den Eindruck das dann die Blasen nicht richtig heile wollen. Gut dieses Compeed System / Blasenpflastersystem ist auch gemacht für Leute die am Wochenende sich eine Blase laufen und dann die Woche über im Büro schonend das Pflaster wirken lassen können und nicht für Leute die täglich 25 – 30 Km durch die Gegend rennen. Das schlimme an Blasen ist – sie schmerzen nicht unbedingt beim Gehen, das gleicht man aus bzw. Schmerz tötet Schmerz, sondern beim Stehen bzw. wieder beim wieder weiterlaufen – ja das ist Folter nicht mehr nicht weniger. Ich schaue mir noch etwas die Etappe für morgen an, schreibe etwas ins Tagebuch und beschließe morgen in die Kirche zu gehen und etwas Sightseeing zu machen und dann gemächlich mit der U – Bahn nach Portugalete zu fahren. Portugalete ist ein Vorort von Bilbao, ein mächtiges Industriegebiet trennt die beiden Orte. Eigentlich hatte ich schon vorgehabt auch diese Strecke zu gehen aber nicht mit dem Fuß und dem Risiko vielleicht überhaupt nicht mehr richtig gehen zu können. Mit diesen vagen Planungsgedanken schlafe ich dann ein während draußen eine spanische Stadt sich dem samstäglichen Feiern hingibt. Fiesta – Gute Nacht ich schlafe.

Wenn sich das jetzt etwas sehr Depri anhört so schlimm war es dann auch tatsächlich so gefühlt in der Situation, dies war sicherlich emotional gesehen – der absolute Tiefpunkt der Reise aber man glaubt es nicht es wird alles wieder gut.

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Heute Morgen bin ich doch schwer angeschlagen aufgewacht meine Blase am rechten Fuss macht noch immer Alarm sprich jeder Schritt ist ein Tritt von unten. Wenigstens ist nichts verfärbt was mich etwas beruhigt. Dank einiger Reisen mit Reisegruppen und der gehäuften Begegnung vieler lieber Krankenschwestern in der Vergangenheit, habe ich von Ihnen gelernt wenn sich unser Körper verfärbt ist das selten ein gutes Zeichen. Die lange anstrenge Etappe von gestern steckt mir noch in den Knochen heute reiße ich keine Bäume aus und wohl auch keine Kilometer runter wozu auch – ich fühle mich trotz allem sehr ausgeruht, ich konnte trotz des Trubels der Stadt unter mir, einen Bärenschlaf schlafen und genieße es im Einzelzimmer auf niemand Rücksicht nehmen zu müssen, alles auszubreiten herrlich, es fühlt sich an wie Urlaub vom Jakobsweg. Würden meine zwei Spanier mich noch begleiten, wären wir sicher gestern Abend noch ausgegangen aber so war es dann mir und meiner Fußblase auch recht. Um halb zehn verlasse ich dann die Pension und meine ersten Schritte gehen in Richtung Panderia dort kaufe ich mir ein Schokocroissant und eine Empanada. Danach versuche ich die Kathedrale zu fotografieren was gar nicht so einfach ist, einmal weil die Kirche ziemlich von den Häuser umzingelt wird und zum anderem weil ich nur meine Reisekamera dabei die mit ihrem kleinen Objektiv hier deutlich überfordert ist auch wenn sie als Kompaktkamera für 80% aller Motive vollauf genügt, heißt es nun eben „von hinten quer durch die Brust“ fotografieren.

Auf die 10.30 Uhr Messe habe ich keine Nerven warum auch immer – ich möchte mir in Ruhe die Stadt anschauen außerdem brauche ich Luft und Licht dieses Enggebaute hier ist nichts für mich – Wanderpilgervogel. Außerdem scheint mir dass sich der Pilger und die Großstadt nicht richtig vertragen obwohl Bilbao von den Gebäuden her sehr schön ist und alles dafür tut sich dem Fremden zu gefallen. Nachdem ich im Schneckentempo ein paar Ecken passiere finde ich in einer Seitenstraße noch eine nette Cafébar hier trinke ich einen Cafe con leche und dann geht es los zur Sightseeing-Tour.

Raustretend aus den dunklen Straßengassen stehe ich plötzlich auf einem Platz inmitten von Licht und Großstadttrubel. Schlendernd am linken Flussufer strebe ich Richtung Guggenheim Museum, gelbe Pfeile sind nicht zu sichten dafür überall kleine Hinweisschilder zu den städtischen Attraktionen unter anderem eben das Guggenheim Museum.

Während meines morgendlichen Promenieren am Flussufer ärgere ich mich das die Harmonie zwischen mir und dem Universum nicht komplett im Reinen ist, eine Winzigkeit von Blase lässt meine Reise nach Santiago gefährden, dabei sind meine Sehnen und Knochen alle wohlgerüstet und die Kondition ist auch gut. Ja lieber Leser wir sind immer noch im Tal der Tränen doch in nicht allzu weiter Zukunft wird alles anders – versprochen.

Da heute Sonntag ist, sind selbstverständlich wieder Legionen von Jogger unterwegs, insbesondere wie in allen Großstädten dieser Welt, so auch in Bilbao, am Uferweg. Nebst Läufern auch Touristen so werde ich kurz vor dem Museum dann von einer amerikanischen Großfamilie überholt – ja ich bin echt langsam unterwegs – und das geschnattere und Getue der vier Teenager nervt mich extrem. Am Museum angekommen bin ich von der Architektur sehr fasziniert, es ist in der Tat ein Gebäude das man einmal bei schönem Sonnenlicht gesehen haben sollte. Leider soll die Ausstellung im Museum selbst nicht so grandios sein aber ich habe heute eh keine Lust auf Ausstellung und geplant hatte ich es auch nicht – nachdem Spinne und bunter Hund fotografiert sind kommt mir ein Mann entgegen der ein T–Shirt trägt vom Halbmarathon in Stuttgart aus dem Jahr 2010 – ich bin verblüfft. Ausgerechnet aus meiner Heimatstadt läuft jemand mit einem Finisher T–Shirt durch Bilbao – kurios. Normalerweise hätte ich ihn angesprochen, bin da nicht so verlegen aber mit meiner derzeitigen Laune lasse ich das lieber. Das große Thermometer an der Touristeninfo in der Nähe vom Museum zeigt um 11.00 Uhr 28 ° C an, d.h. wir werden heute Nachmittag ca. 34 ° C haben. Die Entscheidung ist nun zu fällen entweder mit der Metro rauszufahren oder brav den Weg durch das Industrieviertel nach Portugalete zu gehen. Es ist sehr schnell entschieden, ich gehe in das Touri–Büro und hole mir einen Stadtplan von Bilbao gehe zur nächsten Metrostation und fahre mit Linie 2 nach Portugalete. Ich, meine Blase und mein Rucksack sind glücklich.

Grundsätzlich soll ja der Pilger alles zu Fuß gehen nur wenn er krank ist darf er eine Ausnahme machen. Ich hätte es vielleicht an diesem Tag geschafft auch nach Portugalete zu wandern aber das Risiko dann doch noch was ernsteres mir zu einzufangen war dann doch recht hoch. Wenn man eine Blase hat läuft man automatisch immer ausgleichend, damit man nicht immer auf die Blase tritt, das ist bei kurzen Distanzen im Alltag kein Problem aber bei Entfernungen von mehr als 10 Km plus Gepäck auf dem Rücken nicht mehr gesund für die Hüfte und den ganzen Bewegungsapparat; außerdem man muss sich auch helfen lassen wie mein Pilgerkamerad Johannes mir einmal sagte; Johannes werdet ihr später kennenlernen den gab es in Bilbao noch nicht.

Le Metro

Ich steige aus und bin gleich in einer ganz anderen Atmosphäre als in Bilbao ja hier riecht es schon mehr nach Pilgerwesen. Die Entscheidung war vollkommen richtig mit der Metro zu fahren, die Harmonie mit dem Universum wird besser wie die Chinesen sagen pflegen. Bei ebensolchem Chinesen der mit seinem kleinen Sohn, seinen Laden geöffnet hat, kaufe ich erst mal wieder Survivalnahrung in Form von 1,5 L Wasser, Bocadillo, eine Dose Bier und eine Dose Cola und Chips damit ist der Überlebensinstinkt erstmal zufrieden. Nach ein paar Schritten sehe ich dann auch zum erstenmal die berühmte rote Hängebrücke von Portugalete. Ein wahrer Hingucker dieses kuriose Bauwerk (erbaut wurde es von einem Schüler von Gustav Eifel, dies sieht man dem Brückchen an quasi ein quergelegter Eifelturm), leide kann ich nicht mit der Gondel fahren das hätte ich machen müssen wenn ich gewandert wäre,  so zur Strafe darf ich eben nur schauen aber das reicht auch.

Mittlerweile bin ich am Platz der Kirche von Santa Maria angekommen von diesem über Portugalete thronendem Plätzchen ist die Aussicht grandios, nach links sieht man die Hängebrücke und nach rechts sieht man in naher ferne die Stadt Bilbao und der ruhig dahin fließende Ria de Bilbao und direkt darunter die schmucke Innenstadt von Portugalete – prächtig. Bevor ich mich auf eine der Parkbänke setze möchte ich mein Glück versuchen ob nicht doch noch die Kirche offen. Ich habe Glück der Gottesdienst ist gerade zu Ende, ich schlüpfe geschwind in die Kirche und der Anblick ist etwas düster, da man gerade dabei ist alles Kerzen und Lichter auszumachen – ach ja die Spanier mit ihren Kirchen schnell zu bevor ein Pilger kommt – ich schnappe mir dann doch den Messner und frage ihn ob ich einen Stempel in meinem Pass bekommen könnte, er ist zwar ziemlich Busy mit Kirche aufstuhlen beschäftigt aber einen Pilger darf er nicht stehen lassen und er macht es dann auch trotzdem recht freundlich und wünscht mir einen sicheren Camino – ein Kirchenstempel eine Rarität auf dem Küstenweg! Bin immer glücklich wenn ich einen bekomme, das schlechte Gewissen meldet sich trotz viel Freude, kein Meter heute gepilgert und trotzdem einen Kirchenstempel abgestaubt – ja so ist der Camino – er gibt er nimmt – wann und was er will. Draußen vor der Kirche haben ein paar ältere Damen mich mitbekommen bzw. meine Stempelaktion in der Kirche. Sie möchte alles wissen woher ich komme und wohin ich gehe und als sie meinen Pilgerausweis sehen, der auf der Rückseite alle Caminos in Spanien zeigt, sind sie ganz begeistert. Auch hier wird mir nun, von einer Traube älterer Herrschaften, ein besonders herzlicher Buen Camino gewünscht. Die Harmonie mit dem Universum schreitet voran. Ich verabschiede mich und gehe nun zum hübschen Plätzchen unterhalb der Kirch mit dem Panoramablick und setze mich stillvergnügt auf eine Bank und esse mein Mittagsbrot, in Form von Bocadillo und Bier.  Auf der Nachbarbank sitzt ein Herr der ebenfalls wie ich die ruhige Aussicht genießt, vom Aussehen her scheint er aus Lateinamerika zu kommen, da ich selbst schon in Peru war tippe ich auch auf dieses Land. Nach gewisser Zeit fängt er dann auch ein Gespräch an – er kommt aus Bolivien – fröhlich plaudernd erzählt er mir das er hier seit einem halbem Jahr arbeitet und davor fünf Jahre in Genf gearbeitet hat. Aufgrund der besseren Einkommen sind recht viele Lasteinamerikaner in Europa als „Wanderarbeiter“ unterwegs, er selbst möchte jedoch recht bald wieder zurück nach Bolivien er hat dort Familie und Kind die er selbstverständlich vermisst. Wir verstehen uns sehr gut trotz meiner mittelmäßigen spanisch Sprachkenntnisse. Stolz erzähle ich von meinem Urlaub in Peru und wie faszinierend ich das Land fand er empfiehlt dann natürlich Bolivien zu besichtigen von meiner Reise auf dem Camino erzähle ich ihm und merke mal wieder was für ein großer Luxus es darstellt einfach so ohne große Verpflichtung zu Reisen. Leider müssen wir beide weiter er muss zurück nach Bilbao und ich mache mich auf zur Touristik – Information um eine Übernachtungsmöglichkeit zu bekommen. Eine Herberge gibt es im Oktober nicht mehr, da die hiesige Ende September geschlossen wird. In der Touri – Info erwartet mich ein junger Mann der hervorragend Englisch spricht und mir auch gleich eine Unterkunft hat. Da sehr wenig los ist kann er mir auch bei der weiteren Etappenplanung helfen. Er empfiehlt mir morgen erstmal mit dem Bus nach La Arena zu fahren und dann von dort bis Castro Urdiales zu wandern, eine sehr gute Idee. Ich würde mir dadurch Streckenkilometer und Höhenmeter sparen. Zum Schluss will er mir noch einen Stempel für den Pilgerausweis geben den ich aber Stolz zurückweise weil ich ihm meinen frisch erworbenen kirchlichen Stempel entgegenhalten und auch er ist beeindruckt. Daraus entwickelt sich noch ein Gespräch über die spanische Kirche und die junge Generation die teilweise sehr neutral der katholische Kirche gegenübersteht, so wie ich es hier in Spanien überraschender weise auch erfahren haben. Er erklärt mir dann auch warum die Kirchentüren immer zu sind, es fehlt schlicht an Geld um die Kirchen offen zu lassen hm ja aber wir sind doch auf dem Jakobsweg nun ja so ist das wohl. Mit der Aussicht auf ein festes Dach für die Nacht verlasse ich die Touristik – Information. Das erträumte Bild von Spanien ist in Realität dann doch ein anderes.

Viele Häuser in Portugalete sind gelb/rot gestrichen was dann mit der roten Hängebrücke eine wunderbare Stimmung erzeugt ähm sogar mein WC auf meinem Zimmer ist im Stadtdesign gehalten als Designfreund bemerke ich solche Feinheiten sehr wohlwollend. Ich stiefele nun zuerst zu einer Bar, von dort werde ich dann in das Pensionszimmer persönlich geleitet – uff der Tag ist überstanden.

Nach Dusche und kurzem Nickerchen ziehe ich dann zum Abendessen los, leider sieht es da eher schlecht aus, ich bekomme dann in einer Bar ein paar Bratkartoffeln mit Ketchup und Bier nun gut ich bin Pilger und kein Tourist von daher ist das mehr als ausreichend, während ich esse macht die kleine Tochter des Wirts fröhlich Luftblasen die gigantische Ausmaße annehmen. Nach dem Essen schlendere ich noch etwas an der Promenade entlang und bin nun doch recht in Harmonie mit dem Universum, nicht in Allerhöchster Harmonie aber in einer ganz anderen Gemütslage als heute Morgen in Bilbao.

Wundern tue ich mich nur wo die große Pilgerfamilie abgeblieben ist? Nirgendwo sieht man jemand. Nun ja die werde ich dann schon noch bald wieder treffen, hoffe ich mal. Die Pilger die ich bereits kennengelernt habe sind ca. 1 – 2 Etappen hinter mir (aufgrund meines Marsches direkt nach Bilbao und Metrofahrt) ich vermute aber das viele Pilger in Bilbao den Jakobsweg beginnen und damit die Chance sehr hoch sind das ich morgen neue Leute kennenlernen werde. Die Pilgerfamilie ist eine Gruppe Pilger die von Ort zu Ort zieht, da man beim Wandern anders wie beim Radfahren ein ähnliches Tempo hat trifft man sich dann auch immer mal wieder, den einen lernt man sehr schätzen den anderen schätzt man mal nicht so aber wie in der richtige Familie gehören alle dazu und im Zweifel hilft man sich gegeneinander, den jeder das gleich Ziel  – hier und im wahren  Leben.

Mein erstes Fazit bestärkt mich: Die Suche zu anderen Pilger und nicht im Kilometer ablaufen ist richtig und wichtig. Um einen erfüllten Camino zu haben sollte man offen zu sich und anderen sein. Grundsätzlich ergibt sich diese Ehrlichkeit und Offenheit von selbst auf dem Weg und mit etwas gesundem Menschenverstand erkennt man auch wem man sich öffnen kann und wer eher nicht zu einem passt.

Abends gehe ich noch einmal zu dem Platz von Santa Maria und schaue zu den flirrenden Lichter von Bilbao hinüber und dann hoch zu den weiten Sternen deren Lichter uns weit träumen läßt- vielleicht existiert der Stern nicht mehr der uns gerade so ins Herz trifft doch ist sein Licht der Beweis seiner Existenz von ihm und erhebt uns Sternengucker zu ihm und weit höherem – alles macht Sinn nichts ist umsonst in diesem Universum – ach nun doch Allerhöchsten Harmonie für heute Abend.

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Bin heute in der morgenfrühe von Portugalete mit dem Bus nach La Arena hochgefahren was ca. 6 Km entspricht und gleichzeitig noch ein paar Höhenmeter mehr einspart. La Arena ist in der Nähe von Pobena ein Nachbarort von Portugalete. Arena scheint mir ein typischer Ferienort zu sein ein Pilgerkamerad hat es mir später dann auch bestätigt, als er versuchte eine Unterkunft zu finden – es war rein gar nichts zu bekommen, er musste dann am Strand schlafen bzw. er wollte es dann auch so. Nichts zu finden? Weil wir uns im Oktober befinden und damit gnadenlos in der Offseason, somit vieles geschlossen – mal suerte.

La Arena ist nun mein eigentlicher Startort für die heutige Wanderung. Ich folge traumhaften Pfade die sich an der Küste entlang schlängeln, mein guter Freund die kleine gemeine Fußblase meldet sich auch etwas aber sie scheint sich so langsam zu beruhigen…Daumen drücken… Während ich den schönen Weg genieße frage ich mich, sollen die Gegebenheiten der letzten zwei Tage eine Lektion gewesen sein was es heißt Alt zu sein und gebrechlich zu werden? Ja, ich konnte nicht mehr die Geschwindigkeit gehen die sonst üblich ist– werde es zu schätzen wissen, wenn ich dann wieder normales Gehtempo anschlagen kann. So denke ich mir das jetzt zurecht und so ergibt es einen Sinn und gelernt habe ich auch noch was dabei – Prima!

In Windeseile ist dann Castro Urdiales in Sicht – nun Windeseile ist übertrieben aber schneller als gedacht, es ist noch früh am Nachmittag. Zuerst gehe ich in eine Apotheke und besorge mir einen neuen Vorrat an Compeed, mein Pflastervorrat ist restlos ausgeschöpft. Vielleicht sind die spanischen Compeeds besser zumal direkt am Jakobsweg gekauft. Dann folge ich wieder, brav dem gelben Pfeil, runter Richtung Strand hui und hier ist wieder dieser Mix aus Sonne, Meer, Urlaub, Leichtigkeit  gleich wie in San Sebastian und Portugalete. Castro Urdiales ist ein sehr schöner Ferienort. Diese großartigen Badeorte wollen die Spanier wohl allein für sich haben deswegen schicken sie die deutschen Touristen in die Bettenhochburgen auf den bekannten Inseln. Weit sichtbar erhebt sich auf einem Hügel die Kirche Iglesia de Santa Maria de la Asuncion, ich statte dieser eindrucksvollen Kirche jedoch keine Besuch ab – Blasenpflaster und Hafenrundgang sind wichtiger – die Schmerzen halten sich in Grenzen .

Mit Castro Urdiales bin ich nun auch in eine neue Provinz angekommen, vom Baskenland in die kantabrische Provinz. Es geht voran, zwar langsam aber nun doch schon eine Provinz hinter mir gelassen. Das Baskenland war recht sonderbar, die aufgemalten Slogans für ein Unabhängiges Baskenland, zu sehen an jeder dritten Häuserwand, abgebildete Portraits irgendwelcher Schnauzbärtiger Männer, vermutlich Kämpfer die als Märtyrer für die gute Sache verehrt werden. Dieses kleine kämpferische Volk ist sehr eigen zu nennen – nun gut jeder wie er will doch in einem geeinten Europa sollten solche Ansinnen anders gelöst werden können.

Am Ortsausgang findet sich die Pilgerherberge von Castro Urdiales hier werde ich dann gleich von dem Herbergsvater abgefangen, der mir auf den ersten Eindruck kein vertrauenserweckenden als solchen macht. In der einen Hand ein Dosenbier, sein dickes Bäuchlein wird von einem ehemals weißen Unterhemd bedeckt. Nach meiner Auskunft das ich bis zur nächsten Herberge weitergehen will,  lässt er mich wissen das die Herberge in Islares nicht geöffnet ist, er ruft dann auch extra an und es geht auch tatsächlich keiner ran. Trotzdem ist es mir zu früh am Tag ich möchte eigentlich noch ein wenig weiter und mein Bäuchlein sagt mir der Kerl ist irgendwie nicht ganz koscher. Ich entscheide mich fürs weitermarschieren ohne nicht zuvor dem nahegelegenen Mini-Supermarkt einen Besuch abgestattet zu haben, der gute Herbergsvater begleitet mich und kauft sich selbst ein Sixpack Dosenbier damit bleibt der Sixpack beim Bier und der Bauch dem Herrn erhalten, na dann Prost. Ich habe dann auch später nichts gutes über diesen Herbergsvater gehört – am Abend wurde die Herberge dann wohl so voll das einige Pilger draußen vor dem Haus unter einer großen Zeltplane schlafen mussten.

Es geht nun weiter über einsame Wege teilweise entlang der Küste und als landschaftliches Highlight durch einen sehr romantischen alten Steineichenwald bis zum kleinen Dorf Islares. Gleich zu Anfang des Ortes rechts bei einer kleinen hübschen Kirchen steht eine neue Pilgerherberge ich klopfe an die Tür – in der Tat niemand da. Außen an der Tür ist ein Zettel befestigt mit einer Telefonnummer und dem Name Herve. Ich rufe an und keine 10 Minuten später kommt eine Dame aus dem Dorf und macht mir die Herberge auf. Drinnen ist alles tiptop, es gibt Geschirr, Besteck, Töpfe, super nur habe ich leider keine Nahrungsmittel zum kochen dabei und der Ort hat keinen Supermarkt. Aber erstmal Duschen leider ist hier nicht alles tiptop die Dusche ist kalt brrr, egal drunter und durch, warm war es den ganzen Tag.  Vor der Herberge gibt es einen kleinen Spielplatz mit einer Steinbank und Steintisch hier sitze ich nun schreibe an meinem Tagebuch dabei genieße ich den Blick über das  Meer.

Die Dame die mir geöffnet hat erzählte mir das gestern 17 Pilger übernachtet hätten und ca. 10 Pilger wären hinter mir ich bin quasi in der Mitte dieses Pilgersandwiches. Tja bzgl. Essen und Trinken es gibt nichts in diesem Dorf ich muss dann durch das ganze Dorf an einem Campingplatz vorbei zu einem Hotel am See, hier bekomme ich dann etwas günstiges zu Essen und das auch nur weil es liebe Menschen sind weil eigentlich ist die Küche schon zu. Nach dem Essen geht es dann wieder 3 Km zurück zu meinem Refugio hier ist mittlerweile immer noch niemand angekommen. Während meines Rückwegs ist mir eine Reiterin begegnet das Mädchen war vielleicht zwölf Jahr alt und das Pferd ein Fuchs riesengroß, beide sind in einem schnellen  Galopp durch das Dorf gesprengt ja das hat hier schon etwas von Wild West Atmosphäre. Zuerst der ungepflegte Herbergsvater in Urdiales und jetzt hier halbtote Geisterdörfer. Das Dorf ist zweigeteilt in einen alten gewachsenen Teil und einen neuen Retortenteil der aber oh spanisches Wunder sogar bewohnt ist.

Angekommen an meiner alleinigen Herberge setzte ich mich noch auf die warme Steinbank und genieße die Dunkelheit und die dazugehörige Ruhe. Nach einer Weile kommt ein älterer Herr und fragt mich ob er sich zu mir setzen dürfte – natürlich darf er und wir plaudern ein wenig, der Senior kommt aus Cadiz aus dem Süden von Spanien und besucht hier seine Kinder die in dem neueren Teil von Islares wohnen. Damit erfahre ich auch etwas mehr von den Einwohner von Nuevo Islares es sind fast durchgehend Wochenendhäuser für junge Paare die entweder in Santander oder Bilbao  unter der Woche arbeiten und am Wochenende herüberkommen um Abstand von den geschäftigen Großstädten zu bekommen.  So gegen 21.00 Uhr kommt dann Herve persönlich vorbei er ist ein Afrikaner der Dreadlocks  trägt nun damit hatte ich nicht unbedingt in diesem Wild West Dorf gerechnet aber dieser Herbergsvater ist das absolute Gegenteil von Wild West Joe aus Castro Urdiales und mir natürlich absolut willkommen. Nachdem er mir eine gute Nacht gewünscht hat bin ich dann auch recht müde und schlafe ruhig selig friedlich in meinem großen Einzelzimmer ein.

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Mal wieder eher schleichend als gehend die 20 Km gewandert in einer wieder mal umwerfend pittoresken Gegend.

Die heutige Etappe bin ich dann eher humpelnd als gehend gegangen mein altes Leiden hat mich wieder eingeholt aber es geht immerhin voran d.h. am Ende des Tages stehen wieder ca. 20 Km mehr auf dem Wanderkonto der Gesamtkilometer. Da die Wanderung durch das ländliche Hinterland führt kann ich das satte Grün genießen und sehe die einzelnen und vielfach vorhandenen Gehöfte. Einmal höre ich mehrere Kühe aus einem nahen Stall brüllend schreien. Solche Laute habe ich noch nie gehört, ich bin in Deutschland auch recht häufig wandernd unterwegs aber das ist mir unbekannt. Ein paar Meter weiter sehe ich einen Schäferhund der sich zutiefst verängstigt in eine Scheune zurückzieht selbstverständlich ist er an einer schweren Kette befestigt. In diesem Dorf ist man nicht sehr freundlich mit Tieren. Während meiner Wanderung habe ich vor allem auch die verschiedenen Zustände und Haltungen von Hunden erleben dürfen von wahrlichem Hundeelend bis zu absolut im wahrsten Sinne verrückten Hunden. Ein Hund ist ein Hund, wie sich aber ein Hund verhält, zeigt viel wie der Besitzer ist. Viele Hunde im ländlichen Spanien ersetzen die elektrische Alarmanlage somit werden sie speziell abgerichtet besonders aggressiv zu sein. Sehr gefährlich fand ich Hunde die irgendwelche Baumaschinenparks bewachen müssen – wehe dem Wanderer welcher von solch einem Hund angefallen wird. Anderseits schmeißen viele heimische Wanderer prophylaktisch mit Steinen auf Hunde – wenn man dann nur noch so tut als ob man einen Stein schmeißen will verzieht sich der Hund in seine Hütte und wird winselnd leise. Ich habe auch Hunde erleben dürfen die von einem Grundstückseck zum anderen Eck rennen nur damit sie einen armen Pilger kräftig wegbellen bzw. verbellen können – eine fiese Variante. Nach ca. drei Wochen Dauergebell kann man schon als  Pilger schon sehr unchristliche Gedanken bekommen was man mit den nervigen Kläffer alles machen würde damit sie ruhig bleiben.

 

Ankommend in Laredo finde ich eine Bleibe für die Nacht bei den Franziskanerinnen Casa de la Trinidad. Der Eingang zum Konvent erinnert mich an eine Szene im Film Blues Brothers als die beiden Brüder auch eine hohe Stiege erklimmen müssen um zu Mutter Oberin zu kommen. Ich erhalte von der Gästeschwester ein Zwei – Bett Zimmer mein Zimmerkollege ist nicht da. Sebastian werde ich dann auch erst am nächsten Morgen kennenlernen. Den nach dem Duschen erkunde ich die Stadt und bin dann erst um halb elf abends zurück das ist eine halbe Stunde zu spät ich werde gnädigerweise doch noch eingelassen die schweren Türen öffnen sich für mich, Sebastian schläft schon, deswegen lernen wir uns auch erst am nächsten Morgen kennen. Laredo ist eine kleine schmucke Stadt hier lerne ich wie wichtig die Plaza Majores für spanische Städte bzw. für die Bevölkerung ist, es trifft sich alles, wahrlich ein zweites Wohnzimmer oder sogar das Wohnzimmer.

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Die heutige Etappe beginnt an der mir erscheinenden endlosen Wanderung am Strand entlang bzw. über den Strandboulevard bis zu der Anlegestelle des Fährbootes. Das kleine Fährboot hält direkt am Strand an und wird bestiegen über einen Holzsteg. Tja, das sind die kleinen Bonbons die der Nordweg immer mal wieder bereithält.

Weiter geht es an der anderen Uferseite durch das Städtchen Santona hindurch vorbei an einem Gefängnis erreiche ich den Strand „Playa de Berria“ hier soll es die erste Vesperpause geben.

Während ich über den Strandsteg zu meiner Pause marschiere werde ich von hinten auf deutsch angesprochen. „Guten Morgen“ hinter mir sind zwei älteren spanische Damen. Verblüfft über die deutsche Ansprache und auch das ich von hinten als Deutscher erkannt werde frage ich selbstverständlich sofort danach. Die Dame erklärt mir sie ist Rentnerin hat mehr als 20 Jahre in Frankfurt a. M. gewohnt und verbringt nun ihr Renterdasein zusammen mit ihrem Mann hier im Norden von Spanien. Wie sie mich von hinten erkannt hat bleibt ihr Geheimnis. Ich trage eigentlich einen amerikanischen Rucksack vielleicht auf gut Glück schließlich sind ja die Deutschen schon eifrige Wanderer in Spanien. Der weitere Weg führt traumhaft über den Strand von Nioja teilweise saftig pfadige Sanddünen hoch die mit Rucksack dann doch sehr interessant werden.

Nach diesem traumhaften Abschnitt kommt dann wieder Standardprogramm – topfeben und Asphalt. Ich genieße die Ruhe es  gibt keine nervöse Hunde die  einen armen Wanderer jedesmal erschrecken müssen, hier in dieser Gegend scheint man wohl mehr auf die elektronische Sicherheit vertrauen zu wollen, als auf die tierische. Unspektakulär schlängelt sich der Betonweg den auch zur pittoresk gelegenen Herberge von Güemes hoch.

Auf den ersten Blick macht die Herberge einen Eindruck wie ein Allgäuer Bauernhof man merkt, hier wurde mit Liebe gebaut kein Vergleich zu den Zweckbauten die sonst die staatlichen Herbergen darstellen.

Von oben schallt es dann auch schon runter das hier das Ziel erreicht sei. Wenn das mal kein Willkommensgruß ist! Beim Empfang gibt es gleich was zum trinken man merkt sehr deutlich hier weht der Geist echter Pilgertradition und ganz besonders der Geist von Pater Ernesto den ich dann auch am Abend kurz kennenlernen darf. In der Herberge sind schon ein paar Deutsche, ein Holländer, ein Pole und noch etliche andere Nationen. Wir machen es uns in den Luxus Stockbetten bequem. Nachdem ich meine Tageswäsche erledigt und zum trocknen aufgehängt habe schreibe ich auf dem Rasen mein Tagebuch da kommt der Herbergshund und schnappt sich mein Tagebuch und frißt es fast auf – so ein Idiotenhund – hatte ich nicht vorher extra geschrieben heute wäre mal eine Hundefreie Etappe – , grrr es gibt heute Abend Hund am Spieß. Der gute Hund ist schlicht extrem verwöhnt, auf einer Bank weiterschreibend läßt er mich dann in Ruhe. Kurz vor dem Abendessen werden wir dann noch in einen separaten Raum gebeten in welchem uns ein Assistent von Pater Ernesto uns das Leben von Ernesto kurz darstellt und welche soziale Projekte hier in der näheren Umgebung realisiert wurden, unter anderem in dem Gefängnis, an dem heute Morgen, der Jakobsweg entlanglief. Anschließend geht es zum gemeinsamen Abendessen das reichlich und sehr gut ausfällt, zufrieden schlafe ich dann im Schlafsack schnell ein um morgen die Reise hoffentlich wieder wohlgeruht weiterzuführen.

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Die heutige Wanderung mit ca. 17 Km bzw. 15 Km wandern war easy insbesondere mit der 20-minütigen Schifffahrt nach Santander deswegen nur 15 Km.

Die drei Personen mit denen ich heute unterwegs bin, sind Johannes, Christin und Anne. Die beiden Damen sind Psychologen und Johannes ist Sozialwissenschaftler im Bereich Erziehung von Kindern und Organisationsentwicklung selbständig tätig und er ist Buddhist wie er mir im zweiten Satz unserer ersten Begegnung in Güemes sagte 🙂 . Begleitet werden wir von einem deutschen Ehepaar das heute noch bis Santander geht und dann zurück nach Deutschland fliegt. Als wir uns von diesem Paar in Santander verabschieden erhalte ich den Tipp doch den Camino Frances zu machen, den dort würde ich finden was ich suche – hm interessant aber auf dem Norte gefällt es mir doch besser. Trotzdem hat mich dieser Hinweis lange verfolgt und im Nachhinein würde ich es auch  bestätigen das der CF besser gewesen wäre – mal wieder Camino Magic…

Die Herberge in Santander ist relativ einfach zu finden man sucht in der Stadtmitte das dunkelste Loch und zack ist man in der vollgestellten Herberge, zwischen den Stockbetten ist geschätzt 30 cm Platz und die Zimmerdecke hängt recht tief – für die Stockbetten und arme Pilger. Die Herbergsmutter eine gestrandete Amerikanerin ist recht barsch zu den Pilgern und es gibt zwei Duschen für 40 Pilger – die Duschen sind recht eigenwillig auf einem Podest angebracht. Die Spanier sind einhellig der Meinung diese Herberge ist die übelste auf dem ganzen Camino in Spanien. Wir glauben das sofort.Mit Anne gehe noch die Kirche von Santander besichtigen ein wahrer Kunstgenuss dieses stattliche Gebäude zu Durchschreiten.

Das Abendessen bereiten wir gemeinsam zu und es schmeckt hervorragend. Dann gibt es noch eine breite Diskussion ob man aus Santander mit dem Bus herausfährt oder brav die Wegstrecke neben der Straße geht. Meine Erfahrung an der Straße entlang nach Bilbao ist mir noch gut in Erinnerung so das ich wohl für morgen zum Bus tendiere.

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Mit der neu sich bildenden Gruppe geht es am Morgen los, zuerst wird mit dem Bus  an den Stadtrand gefahren unterwegs winken wir Carlos zu der sich entschlossen hat nicht den Bus zu nehmen. Am Stadtrand von Santander wandern wir dann ca. 10 Km auf dem Camino bis zu einer Eisenbahnbrücke hier sollte und darf man nicht die Eisenbahnbrücke benützen. Sehr viele Pilger machen es trotzdem wir wurden jedoch gewarnt, da es wohl letzte Woche zu Kontrollen der Polizei am anderen Ende der Brücke / Brück´chen gab.

Also warten wir, Nüsse kauend, auf den Zug und überwinden mit diesem die kleine Brücke. Am anderen Ende steige ich aus und wandere jetzt mit Carlos zusammen bis Santillana del Mar die anderen fahren noch ein Stück weiter mit dem Zug, da sie noch irgendwelche Höhlen sich anschauen möchten. Nö mit Sightseeing fange ich hier nicht an. Während unserer Etappenwanderung erzählt mir Carlos das er den Weg unbedingt zu Fuss machen will und unbedingt in Santiago ankommen möchte, da er endlich in seinem 30-jähhrigen Leben etwas zu Ende führen möchte. Er erzählt mir das es schwierig ist zu studieren da man einfach nicht die Gewissheit hat am Ende des Studiums einen adäquaten Job zu bekommen. Das ist wirklich ein Grundproblem in Spanien – alle Spanier die ich getroffen habe und ca. unter 35 Jahre waren, hatte alle sog. Prekäre Jobs. Carlos selber kann sich auch keine Herberge leisten die teurerer als 10 EUR kostet. Der Wegverlauf nach Santillana ist schrecklich langweilig es geht gefühlte 10 Km an endlosen oberirdischen Rohre vorbei.

Dafür entschädigt Santillana selbst sehr! Es ist ein schmuckes Dorf das ausnehmend gut hergerichtet ist es strahlt eine wunderbare mittelalterliche Atmosphäre aus. Dagegen scheint Carlos nicht ganz zur Ruhe zu kommen. Nun mir gefällt es und ich bin Dankbar diesen schönen Ort gesehen zu haben. Die Herberge ist dann auch noch ganz prober welch ein Kontrast zu Santander.

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Bei leichtem Regen ging es heute Morgen von Santillana los nach San Vincente. Zuerst muss ich jedoch einen älteren Polen namens Albert mir vom Leibe halten der partout Kontakt sucht da er leider auch nicht weiß wann er anfängt zu nerven versucht jeder ihn möglichst höflich zu umgehen. Da er sich mich auch ausgespäht hat gehe ich dann auch alleine vorab los. Die anderen möchte heute nicht soweit marschieren und Carlos will noch vorher etwas im Dorf kaufen. Mir ist auch die Gruppe etwas zu hippelig – doch ich bin sicher noch von mi familia Elena und Eduardo, einfach andere Harmonie gewöhnt, das läßt sich schwer toppen.

Diese Etappe ist trotz des dichten Regens eine sehr schöne Etappe, mit die schönsten auf dem ganzen Norte, es geht durch interessante kleine Dörfer über Wiesen und Flure am Meer entlang.

Die Herberge am Zielort San Vincente ist am höchsten Punkt in dieser kleiner Stadt. Von weitem sieht man an der Hausflur ein großes Schiff aufgemalt. Die geräumige Herberge ist schon von ein paar jungen Wanderer belegt die aber alle brav schlafen. Nachdem sie aufwachen stellt sich schnell heraus das diese Jungspunde eher auf Mallorca Urlaub geeicht sind als auf Pilgern – ja der Camino del Norte hat sicherlich wenig Pilgerfeeling zu bieten bzw. man muss es schon suchen entweder in sich oder per Zufall bei anderen. Kann ich so bestätigen mit dem zeitlichen Abstand Pilgerfeeling kam auf dem Camino Primitivo auf und auf dem Weg nach Finisterre.

Am Abend sind dann doch alle von der Gruppe wieder in San Vincente in der Herberge angekommen, somit ist der große Tisch beim gemeinsamen Abendessen brechend voll und die Jungspunde machen richtig Stimmung. Ich sitze neben Johannes mit dem ich gut reden kann das ist ein wahrer Lichtblick bei all dem anderen „Gruppengedingse“ hier. Mir fehlt eindeutig etwas Spiritualität nicht das ich das gesucht oder erwartet hättet aber mittlerweile konstatiere ich das so für mich.

Dank meiner Ohrstöpsel schlafe ich dann auch sehr gut, da die anderen doch ein ausgiebiges Schnarchkonzert veranstalten aber nicht mit mir als Zuhörer.

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Heute sind Johannes und ich gemeinsam nach Serdio gewandert, die Etappe hatte nur 7,5 Km. Zum einen um mal etwas auszuruhen und um die morgige Etappe die lt. Buch eigentlich 42,2 Km wäre etwas abzukürzen. Die Jungspunde sind mit dem Bus nach Llanes aufgebrochen somit sind wir allein auf weiter Flur. Denn am Vormittag haben wir noch Christin und Anne verabschiedet, die heute ihren letzten Tag auf dem Camino hatten. Danach sind wir dann auch schon so um halb zwei Nachmittags in Serdio angekommen. Die Herberge sieht prima aus es gibt einen kleinen Garten vor dem Haus nur ist leider keiner da um uns aufzumachen und an der angegebenen Telefonnummer geht keiner ran, vielleicht ist die Hausdame noch mit ihrer Familie beschäftigt schließlich ist heute Sonntag. Also machen wir es uns solange bequem auf der Holzbank plus Tisch vor dem Haus. So langsam merkt man aber das es Herbst wird den im Schatten unter dem großen Baum wird es kühl.

Nach ca. 1,5 Stunden kommt dann eine Dame aus dem Dorf und macht uns auf. Wir nützen die viele Zeit um ausgiebig unsere Sachen zu waschen und draußen auf der lange Wäscheleine zum trocknen aufzuhängen.

Etwas später kommen ein paar Dorfbewohner zusammen um die sonntägliche Bingo Runde im Gemeinschaftssaal der Herberge zu starten. Am Abend kommen noch ein polnisches Brüderpaar die von Santander aus gestartet sind. Der eine Bruder redet kein Ton mit uns dafür ist der andere etwas gesprächiger. Sie bzw. er erzählt das sie letztes Jahr schon gepilgert sind in Polen zu dem berühmten Marienwallfahrtsort Tschenstochau. In Polen ist der große Unterschied das man dort bei Privatleuten übernachtet anstatt immer nach Herbergen Ausschau zu halten. Sicherlich ist das für die beiden eine große Umstellung den sie wirken noch nicht komplett glücklich. Nun ja jeder geht sein Camino allein.

Relativ früh gehen wir dann auch ins Bett ich mit dem Wunsch das meine leichte Zerrung am rechten Fuss sich bis morgen bessert. Erholung gab es ja immerhin mit einem sehr entspannten Tag.

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Am Morgen ist das Brüderpaar schon zum Aufbruch bereit während Johannes und ich uns gerade langsam aus den Betten schälen, Tom verabschiedet sich und sogar sein Bruder spricht ein Wort zum Abschied na also geht doch.

Es geht mal wieder durch eine unglaublich schön Landschaft die Picos de Europe sind zu sehen, das ganze bekommt nun wirklich Alpenländisches Flair wenn nicht immer diese einsamen Badebuchten zur rechten uns zeigen würden das wir eigentlich an der Atlantikküste entlangwandern. Die Besonderheit dieser Etappe sind die „Bufones de Arenillas“ nicht unähnlich kleinen Geysiren nur das kein heißes Erdinnere daruntersteckt sondern das nahe Meer. Durch Wasserkanäle schießt das Meer wenn es an die Küste brodelt durch diese Kanäle nach oben durch den Boden und erzeugt mächtige Wasserfontäne, nur leider heute nicht aber man hört es mächtig grummeln und brummen wenn man sich an die wässrigen Pforten der Hölle heranwagt.

Auf unserem weiteren Weg begegnen wir dann dem Rest der Gruppe von gestern darunter, Enrique einem Spanier aus Madrid, Pablo einem Argentinier der Aussieht wie der sehr jüngere Bruder von Bob Marley und Beate die deutsche Muse von Bob Marley. Die drei trödeln herum, sodass Johannes und ich ausgeruht wie wir sind dann flugs weitergehen und kaum ein paar Kilometer weiter treffen wir recht bald auf zwei nette Deutsche Damen die emsig in ihrem gelben Pilgerführer versuchen den gelben Pfeil ausgeschilderten Weg mit dem beschriebenen Weg zu finden. Wir verabreden uns für den späteren Abend in Llanes leider sieht man sich dann nicht mehr. Dafür treffen wir dann am Abend wieder Bob Marley & Wailers wieder.

Eigentlich wollten Johannes und ich gemeinsam kochen doch Pablo schwärmt uns von seinem Rotwein Risotto vor. Leider ist dann nach stundenlangem Kochen etwas kaum genießbares dabei herausgekommen, immerhin wurden drei Flaschen Rotwein verkocht aber es schmeckt furchtbar. Normalerweise ist der Hunger abends immer groß aber es ist eine Kunst dann doch etwas zu kochen was keinem schmeckt. Eine Erfahrung war es wert.

In unserem Zimmer ist auch ein Deutscher der aber schon seit über 20 Jahren in Spanien wohnt. Ein echter Caminoveteran er erzählt von seiner Camino Frances Wanderung die er vor ca. 10 Jahren gemacht hat zusammen mit seinen Freunden. Es muss damals wohl hoch her gegangen sein. Nach drei Tagen erfahre ich durch Caminopost das er seinen diesjährigen Camino abbrechen musste er hatte sich schlicht übernommen. Jeder Camino ist anders auch wenn es immer das gleiche ist nämlich Wandern – doch es gibt trotzdem einen großen Unterschied zwischen Wandern und Pilgern – es sind letztendlich die Gespräche die auf dem Camino dann meist tiefgründiger ausfallen als beim schlichten wandern.

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Am nächsten Morgen geht es mit Enrique und Johannes weiter auf dem Camino. Am Ausgang der Herberge treffen wir dann noch Pablo mit Beate, die beiden sehen nicht ganz taufrisch aus obwohl sie die ganze Nacht im besagten Tau gelegen haben. Eine wahre Camino Liebe wenn auch recht einseitig. Nun ich hatte schon erwähnt jeder geht seinen Camino selber aber es ist dann doch schade wenn man sich nur auf eine Person konzentriert, wenn doch der Weg so viele anderes bereithält.

Zu beginn des heutigen Weges geht es auf die mittelalterliche Stadtbefestigung von Llanes die Richtung Meer sich verteidigt und erleben einen sensationellen Sonnenaufgang.

Johannes fühlt sich nicht topfit und geht daher sehr langsam. Enrique und ich wandern deshalb etwas voraus. Im nächsten Dorf warten wir dann eine halbe Stunde auf Johannes aber heute ist definitiv nicht sein Tag. Da ich mal wieder allein gehen möchte entscheiden wir uns das Enrique bei Johannes bleibt und ich voraus marschiere. Es ist mal wieder eine Deluxe Etappe. Ich begegne meinem ersten spanischen Stier, der selbstverständlich sofort fotografisch abgeschossen wird. Mit großer Begeisterung entdecke ich das meine kleine Kompaktkamera ganz anständige Bilder macht, sonst habe ich auf meinen Reisen immer ein Spiegelreflexkamera dabei aber die war mir dann zu schwer.

In einem kleinen Dorf verliere ich die gelben Pfeile und orientiere mich an mein GPS das aber auch eine komische Route durch das Dorf nimmt, während meiner „Tour de Dorf“ werde ich von einem grünen Männchen verfolgt mit einem großen Wanderstab der auch in Herr der Ringe mitgespielt hat. Ich werde langsamer und er erklärt sich auf Deutsch das er mir nur folge. Nun Menschen mit GPS Geräten soll man immer folgen würde ich nie bestreiten und immer unterstreichen wollen. Ich tue dann auch sehr Souverän als Meister der Wegfindung. Seine Name ist nicht grünes Männchen sondern Daniel und er hat ordentlich Probleme mit dem Gehen insbesondere mit dem rechten Bein. Obwohl es 30 Grad hat lässt Daniel seine grüne Regenjacke an, nun gut mir wäre es zu warm aber er hat auch wirklich ein ernsthaftes Problem richtig voranzukommen, da will keine Jackendiskussion anfangen. Wie er mir erzählt ist er gestern einen Umweg gelaufen natürlich unfreiwillig und hat wohl eine 40+x Km Etappe hinter sich und heute nochmals 30 Km – ein wahrer Kämpfer das steht jetzt schon fest. Es sind noch ca. 6 Km bis Ribadesella ich entschließe mich ihn zu begleiten da er auch kein Wasser mehr hat gebe ich ihm welches und denke für weitere Hilfe kann es nicht schaden ihn zu begleiten außerdem warte ich so auf Johannes und Enrique die ich aber heute nicht mehr sehen werde.

Am Etappenort endlich angekommen entschließen Daniel und ich uns ein Privatzimmer zu nehmen, da die Privatherberge auch 15 EUR kostet, ist es günstiger gemeinsam für 25 EUR ein Zimmer zu nehmen. Viele spanische Pilger übernachten auch im Freien bzw. am Strand in Ribadesella auch wenn es nachts doch sehr frisch wird.

Es geht nun Abends ein kühler Wind so das wir nach dem Essen im Freien uns schon um 10.00 Uhr abends Richtung Zimmer bewegen.

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Nach einer sehr erholsamen Nacht und einem vom vorherigen Abend sehr guten Essen bin ich wieder vollgetankt mit Energie. Daniel möchte heute eine verkürzte Etappe gehen um sich etwas zu schonen und seinem rechten Bein wieder die Chance geben sich zu erholen. Also verabschieden wir uns herzlich und wünschen gegenseitig einen Buen Camino.

Heute ist Sonntag und das Etappenziel Sebrayu ist ein Dorf ohne Einkaufsmöglichkeiten auch während der Etappe gibt es keine Möglichkeit etwas zu kaufen. Deswegen schleppe ich auch eine Dose Bohnen mit Wurst durch die Gegend. Die Aussicht auf kein Essen am Etappenziel widerspricht meinem Sicherheitsbedürfnis kolossal. Der gute Camino wird mir jedoch heute zeigen das der schlaue Spruch „The camino provides“ der Camino sorgt für Dich mal wieder komplett erfüllt wird.

Die Strecke ist wieder eindrucksvoll magisch und mystisch schön. Zum ersten mal sehe ich auch einen der Charaktertischen Getreidespeicher die auf Steinstelzen erbaut sind zur Abwehr von Mäusen und Hauptsächlich dafür das Getreide bzw. Stroh schneller Trocknet (Belüftung von unten) und nicht anfängt zu Schimmeln. Sehr clever dieses System.

Am Etappenziel ist die Herberge schon gut voll. Es sind die Partypeople anwesend natürlich mit Bus und Bahn eingetroffen, 3-4 Spanier, der nervige Albert, Enrique, Carlos sowie Octavio ein Franzose der in Portugal wohnt. Gegen späten Nachmittag kommt dann noch zur Überraschung von mir – Daniel sich anschleppend in die Herberge, er wollte dann doch noch weiter gehen als er sich heute morgen eigentlich ausgerechnet hatte, sein Ziel lautet Finisterre. Ich habe mächtig Respekt vor seinem Willen aber gleichzeitig Angst um seine Unvernunft wenn er sich eine Sehen reißt dann ist die Wanderung vorbei nun setzt er eben alles auf eine Karte.

Da ich schon um halb vier angekommen bin mache ich gleich meine Bohnen warm während ich vor mich hinkoche gesellt sich Albert hinzu und kocht sich auch was und nervt mich mit seinem Vorschlag das wir zusammen wandern sollen und gemeinsam in Pensionen gehen sollen. Furchtbar – der gute Albert ist vielleicht 75 Jahre alt aber er hat noch nicht gelernt das ein Nein ein Nein ist jedenfalls kapiert er es irgendwann und geht in seine Koje um sich hinzulegen anstatt nach draussen vor die Herberge zu gehen wo alle sich versammelt haben und eben Pilgerwäsche machen, Pilgertalk halten, Pilgerkarten studieren…

Es kommt dann gegen sechs Uhr Abends ein fliegender Händler der alles dabei hat was ein Wanderer sich zum Essen und Trinken wünscht. Er war sogar schon da als ich gerade ankam. Somit habe ich meine Lektion gelernt das der Camino für einen Pilger sorgt – anderseits in Islares hat es nichts gegeben. Da nun jeder ein Bier oder mehr hat ist die Stimmung hervorragend. Die drei Spanier haben sich ein Taxi genommen um in die nächste Stadt zu fahren um dort essen zu gehen und sind etwas verwirrt als sie hören das ein fahrender Supermarkt hier sogar zweimal vorbei kam. Die Jungspunde haben Tonnen von Pasta gekocht und laden die ganze Hütte zum Pastaessen ein es ist mal wieder gute Stimmung angesagt.

Die Herbergsmutter ist auch anwesend und höchst aufmerksam zu jedem und hat für jeden ein gutes Wort und Ratschläge übrig. Genauso ist der Herbergshund ein höflicher Hund und bettet höchst unaufdringlich, normalerweise kenne ich es von Hunde das sie keine Scheu beim Betteln, Bellen und beschnüffeln von armen Pilgern haben.

Gegen Abend nimmt das Thema Camino Primitivo immer mehr Raum in den Gesprächen ein. Der Camino Primitivo geht über die „Berge“ zum Camino Frances dem sog. Hauptweg, der Primitivo ist also einer der zahlreichen Nebenwege hin zum Camino Frances. Das Thema ist daher so aktuell weil morgen der Abzweig kommt, entweder den Norte weiterzuwandern oder den Primitivo zu machen. Die drei Spanier sind der Meinung das nur verrückte über die Berge gehen. In deren Vorstellung wachsen die Berge zu Alpen heran. Auch Carlos möchte den Norte weitergehen er hat zuviel Respekt vor dem Primitivo. Auch sonst waren die meisten Spanier vom Primitivo eher abgeneigt. Schließlich bildet sich ein Gruppe die den Primitivo machen will, das sind Oktavio, Enrique, Daniel und meinewenigkeit. Daniel rechnet natürlich heftig herum was kürzer bzw. schneller wäre. Da ich eh vorhatte über den Primitivo zu gehen aber in Bilbao während meines Camino Blues mein Wanderführer für den Primitivo weggeschmissen habe, leihe ich mir nun den Wanderführen von Daniel aus und studiere die einzelnen Etappen. Tja mal wieder ist ein leichter Kulturunterschied vermeintlich sichtbar während die zwei Deutschen sich viele Gedanken machen sind die Südländer entweder sofort dabei oder so abgeschreckt das sie sich gar nicht näher damit befassen möchten. Die Jungspunde werden mit dem Bus zum Camino Frances morgen wechseln weil es Ihnen hier zu langweilig ist. Ähnlich geht es auch mir, diese ewigen schönen Badebuchten sind dann nach drei Wochen doch etwas zu öde ich habe große Lust auf Abwechslung und wenn es Berge sind um so besser. Nachdem ich die noch übrigen Etappen vom Norte mit den Etappen vom Primitivo verglichen habe kann ich Daniel empfehlen das der Weg über den Primitivo kürzer ist von der Kilometer Anzahl aber auch anstrengender durch die Höhenmeter. Aber es gibt eigentlich  nur zwei Etappen die mehr Höhenmeter als  800 m ausmachen und das ist nun nicht so schlimm auch kann ich keine Berge erkennen zumindest nicht wie die Alpen oder die Picos de Europe.

Also die Gruppe der Primitivos hat sich gebildet und ich freue mich auf die neuen landschaftlichen Eindrücke.

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Um 08.15 Uhr starten die Primitivos den Tag um auf Ihre gefährliche Reise über die spanische Berge zu wandern. Unser Pilgerkamerad Daniel hat sich extrem gut erholt in dieser Nacht, er springt herum wie Neu – Perfekt! Es wird viel geplaudert auf dem Weg, die Nervosität macht sich dann doch breit. Ich unterhalte mich noch ausgiebig mit Carlos.

Beim Abzweig Camino del Norte / Camino Primitivo verlässt uns Carlos der sich endgültig entschließt dem Camino del Norte weiter zu folgen. Bon Chance Carlos ich hoffe er findet seinen Weg hier und später ich wünsche ihm das allerbeste, leider habe ich ihn nicht mehr gesehen oder etwas gehört von ihm während meine restlichen Wanderung. Nachdem die Erinnerungsbilder an diesem wichtigen Meilenstein gemacht sind wandern wir weiter. Wir das sind Enrique, Daniel und Octavio.

Kaum sind wir auf dem Primitivo angelangt werden wir auch schon von einem älteren Herren angesprochen, der sich nach unserem Wohin und Woher informieren lässt.  Zum Abschied schenkt er uns jedem noch eine Handvoll leckerer Zitronenbonbons. Später erfahren wir von Johannes der etwas später nachkommt, das auch er vom gleichen Herrn Bonbons geschenkt bekommen hat, anscheinend wartet dieser freundliche Pilgerwächter in seinem Auto auf einer Anhöhe und sobald er Pilger kommen sieht, fährt er herunter und schenkt ihnen seine speziellen Pilgernahrung.  Nach ein paar Kilometer erreichen wir das Zisterzienserkloster Valdediós eine Klosteranlage mit dem präromanischen Kirchlein San Salvador de Valdediós. Wir besuchen den Mittagsgottesdienst den ich tief inhaliere leider scheinen Enrique und Daniel auf dieser Wellenlänge nicht zu funktionieren. Am Ende des Gottesdienst zeigt ein Mönch extra für uns das verschlossene Kirchlein aus dem Jahre 900 n. Chr.  mit den wunderschönen uralten Wandbemalungen. In dem Kloster könnte man übernachten aber es ist noch zu früh am Tag um schon zu rasten. Ich schwöre mir jedoch beim nächsten Mal werde ich hier bestimmt übernachten es ist einer der besonderen Orte wo sich Himmel und Erde etwas näher sind als anderswo.

Kurz nach Valdediós geht es sehr steil einen Berg hoch es ist 14.00 Uhr der Backofen arbeitet mal wieder auf hochtouren während des Aufstiegs knipst Daniel Annäherungsweise jeden Stein am Weg. Vor drei Tagen noch das reinste Leiden Christi und jetzt wieder komplett hergestellt, es scheint der Primitivo tut ihm gut. Auf der Höhe angekommen treffen wir eine Bäuerin die gerade dabei ist am Wegesrand Haselnüsse in einem großen Korb zu sammeln. Sie gibt uns jedem einzelnen eine ganze Menge von Nüssen als Wegzehrung mit – in der linken Taschen Bonbons in der rechten Tasche Haselnüsse, der Primitivo ist bei weitem nicht so schlimm als wie er verschrien wird – ein wahrlich richtiger inniger Pilgerweg ob meine Weggefährten das auch so empfinden bezweifle ich aber – sogar in der Gruppe geht jeder seinen Weg / Camino und wir lassen uns auch diese Freiheit der Wegfindung. In Vegas angekommen ist in der Herberge auch schon Johannes da er hat sich helfen lassen d.h. er hat den Bus genommen 😉 Er hat sich entschlossen von hier aus zu Fuss nach Oviedo mit uns zu wandern von dort wird er dann mit dem Flieger nach Hause fliegen. Der Abend wird dann mit viel Cidre und lauter kleinen spanischen kulinarischen Köstlichkeiten gefeiert – wie sagt Oktavio so schön „Das Wasser ist in den Bergen, der Wein ist auf dem Tisch“ Tja wie immer No camino sin vino mi peregrino! Wir haben schon einige Apfelbäume an diesem Abend getrunken so erhält der Camino definitiv seine besondere Schwere an diesem Abend einmal anders.

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Wir gehen etwas verspätet um 09.00 Uhr los jedoch in bewährter Kombination, Johannes, Daniel und Enrique. Oktavio ist schon etwas früher gestartet – in Betracht gezogen das er gestern wieder einen ganzen Apfelbaum in Form von Cidre allein getrunken hat – ist diese Kondition bemerkenswert. Den Bergnebel den wir gestern Abend um die Gipfel gesehen haben hat sich heute Morgen bis in das Tal hinabgearbeitet, es wird langsam Herbst auch die Morgenkälte kündet davon wohlwissend das gegen Mittag wesentlich wärmer sein wird – schlicht allerbestes Wanderwetter. Bevor wir losziehen geht es noch eine Espresso trinken, in der von der Herberge schräge gegenüberliegenden Bar. Während wir auf den Espresso warten kommt ein sonderbarer Pilger in die Bar. Er bittet stumm um Wasser. Der gute Pilger hält seine Wasserflasche ohne Worte dem Wirt unter die Nase der nach Zögern dann endlich kapiert was der gute Mann will und gibt ihm dann sein Wasser. Nachdem wir unseren Espresso getrunken haben, gehen wir für 15 Km einen wunderschönen Camino entlang der ab und zu von kleinen Kirchen unterbrochen wird aber immer ein wahrer Pilgertraum ist.

Bei einer der kleinen Kirchen machen wir Rast. Während der Pause holt Johannes einen buddhistischen Liedtext aus seinem Rucksack und singt ihn uns vor bzw. mehr brummend als singend, sehr erinnernd an die Gesänge der Indianer in Nordamerika. Es kommt eine urige Stimmung auf die trotz christlicher Kirche trotzdem an diesen Platz perfekt passt. Hm, vielleicht war der Gesang ein Lockruf, ich weiss es nicht doch kurz danach kommt der gute Pilger von der Bar um die Ecke gehüpft. Er rüttelt an der Kirchentür – zu!  Alle Kirchen in Spanien sind unter der Woche zu und zu und zu. Er hat eine staatliche Körpergröße von vielleicht 1,90 m trägt einen dichten Vollbart und einen rumdumlaufenden Hut, in der rechten Hand lässt er einen Rosenkranz ununterbrochen durch die Finger gleiten und um den Hals hat er ein gut sichtbarer Holzkreuz hängen. Auffallend ist sein großer 80 Liter Rucksack der vom französischen Militär stammt und wie er uns später verrät auch noch ein Zelt beinhaltet. Enrique versucht ihm zu erklären das die Kirche zu ist und fragt ihn auf Englisch kein Erfolgt, auf Spanisch kein Erfolg schließlich mit Französisch wird es etwas besser. Es ist ein Franzose der von Avallon in Frankreich hier auf dem Weg nach Santiago und weiter nach Fatima ist, er übernachtet in keinen Herbergen sonder hat das erwähnte Zelt dabei. Viel Reden will er nicht uns so geht er bald weiter. Wir vermute wild spekulierend er hat vielleicht ein Schweigegelübde abgelegt oder sonst ein heiligen Schwur sich auferlegt. Ich schwanke zwischen Hochachtung und na ja jeder wie er will. Auch für ihn hoffe ich das er alles findet was er sucht jedenfalls ist mir dieser Mann sympathischer als lautgröhlende Pilgertouristen. Böse Menschen wie wir sind beschließen wir das das nun der heilige Jakob höchstpersönlich war und wir somit nicht mehr nach Santiago de Compostela müssen wenn er uns schon hier über den Weg gelaufen ist. Wir gehen selbstverständlich weiter. Wir sehen Santiago auf den nächsten Kilometer immer mal wieder verzweifelt an eine Kirche anklopfen aber kein Erfolg. Während einer Trinkpause in einer Bar mache ich dann ein Schnappschuss von ihm so nun lassen wir ihn aber in Gottes Friedens Willen ziehen – danach haben wir ihn auch nicht mehr gesehen.

Wir kommen an eine Cideria vorbei und schauen ob Oktavio nicht vielleicht unter dem großen Berg von Äpfel versteckt ist, ist er aber nicht.

Gegen Ende des Tages nähern wir uns Oviedo hier verlieren wir die Muschelmarkierung und müssen uns durch einen gigantischen zweispurigen Kreiselverkehr kämpfen und danach eine Stunde an einer lärmenden und stinkenden Hauptverkehrsstraße in das Stadtinnere von Oviedo vordringen, diese uns dann uns reichlich für den Gestank entschädigt. Wunderbare Stadt mit hübschen jungen Damen – Oviedo ist eine Universitätsstadt damit ist das Flair alles andere als verstaubt.

Heute Abend gehen wir ein klassisches Pilgermenü essen. In der Herberge sind die Partypeople auch schon da, tja ein Wunder zum Abend oder eher ein Buswunder. Am späteren Abend erhalte ich von Johannes seine japanischen Teereste. Die mir noch sehr gute Dienste leisten werden. In unserer Herberge sind nebst uns zwei Spanier die mit dem Mountain-Bike den Primitivo machen wollen, ein Engländer der mit seinen 65 Jahren auch schon alle Caminos gemacht hat und davon träumt einmal auf dem Camino zu sterben den wie er meint daheim im Wohnzimmer in Manchester findet ihn niemand hier auf dem Camino innerhalb einer Stunde, in meinem Kopf beginnt das Lied „Elenore Rigby“ zu spielen. Gleichzeitig schwärmt er von Miss Camino eine junge hübsche Schweizerin, der er wohl durch Zufall zweimal begegnet ist und jedesmal eine groß Fiesta gemacht hat, nebenbei spricht sie vier Sprachen von daher Miss Camino. Miss Camino haben wir leider an diesem Abend und später nicht getroffen aber ein bißchen davon geträumt.

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Am Morgen verabschieden wir uns von Johannes der heute leider wieder nach Hause zurückfliegt. Daniel möchte schnurstracks aus Oviedo hinaus und brav der Muschel folgen wegen Purismus und so. Während Octavio, Enrique und ich uns für eine Alternative aus dem Buch von Octavio entscheiden, nämlich zwei Präromanischen Kirchen auf einem Hügel ausserhalb der Stadt uns anzuschauen. Die Kirchen Santa María del Naranco und San Miguel de Lillo. Diese steinernen Zeugen vom Beginn der christlichen europäischen Zeit sind überwältigend. Das Morgenlicht lässt die Bauten dann auch noch in einem besonders schönen Licht strahlen. Die Aussicht auf Oviedo ist gleichfalls überragend, der Talnebel läßt die Stadt in den Wolken scheinbar in den Wolken schweben. Die Kirche Santa Maria mit ihren fein gearbeiteten Säulen erinnert mich an die Alhambra in Granada. Daheim lesen ich dann auch das diese Kirche früher auch Teil eines Palastes und erst später zu einer Kirche umgebaut wurde mal wieder Spaniens Kultur at his best.

Während unseres Abstiegs vom Kirchenhügel und dem langsamen einschwenken auf den Camino werden wir immer wieder von hinten durch kleine Transporter Fahrzeugen überholt entweder ist es der Bäcker oder die Zeitung oder sonstige dienstbare fahrende Geister die durch den Nebel schießen. Ich entdecke sogar eine Röhre die aussieht wie für die Zeitung aber unmissverständlich steht Pan drauf also für Brot bzw. das spanische Baguette.

In der Herberge von Oviedo aus der Gruppe der Partypeople hat sich als neuen Wandergenossen uns Kiki angeschlossen ein Südafrikaner der leicht fusslädiert durch die Gegend wandert und dabei einen Stock dabei hat den er mit einer hübschen Vogelfeder als Spitze garniert. Während eines Abstiegs treffen wir eine junge Dame die sich als Brasilianerin mit Namens Marta vorstellt schnell wird sie in die Gruppe integriert da auch sie nicht alleine herumwandern möchte.

Während einer Rast in einem kleinen Dorf kommt ein alter Kuhhirte mit seinem Schäferhund und seiner Herde Kühe uns entgegen, Enrique unterhält sich mit ihm. Währenddessen, der Schäferhund ganz alleine die Kühe zur Weide bringt und dort anfängt selbstständig die Herde zu hüten – ich bin begeistert vor dieser Leistung endlich mal ein Hund der mehr kann als nur laut zu Bellen. Während wir so pausieren kommt dann auch Daniel auf uns zu marschiert bewaffnet mit seinem                 Gandalf-Stock und seiner grüner Jacken die er höchst selten mal auszieht obwohl es echt warm, um genau zu sagen es sind 28 Grad. Eigentlich müsste er vor uns im Weg sein aber er hat sich in Oviedo verlaufen, da durch Baumaßnahmen die Muschelmarkierung nicht mehr vorhanden war.  Mir ist die Gruppe jetzt doch etwas zu groß Enrique, Octavio, Marta, Daniel, Kiki das Tempo verlangsamt sich und einen richtigen Ansprechpartner habe ich auch nicht mehr, da Johannes nach Hause geflogen ist. Es nervt mich etwas aber richtig ausbrechen kann ich auch nicht, da wir nun auf dem eigentlichen Primitivo sind d.h. es gibt nicht mehr so viele Herbergen man würde sich trotzdem sehen auch möchte ich das eigentlich nicht vermeiden aber ich habe das steigende Bedürfnis mal wieder für mich alleine zu wandern – Kontemplation. Mir hängt noch das lästige Getue von Albert nach das ich aber ab heute abgehackt habe. Somit habe ich jetzt Ansprechpartner genug was schön ist aber eben nicht die komplett gefühlten richtigen – was sind schon die richtigen? Nun gut mal schauen was die nächsten Tage bringen werden. Schlussendes ist es uralte Tradition in einer Pilgergruppe zu wandern und nicht alleine durch die Gegend zu stolpern. Trotzdem heute bin ich genervt. Ich stelle mir auch die Frage was ich hier mache, es mir gerade etwas zuviel – zuviel Gruppe zuviel gewandere, zuviel Kompromisse, Zeit totschlagen – hm keiner Ahnung was los ist vielleicht wird es ja besser in den nächsten Tagen.

In Grado angekommen finden wir einen Lidl ich bin begeistert es gibt leider nicht soviele Supermärkte wie ich mir das wünsche aber dann auch noch ein Lidl! Und da alle Lidl Märkte gleich aufgebaut finde ich dann auch alles sofort was ich für heute Abend essen will und trinken will. Lidl – Pilger´s Paradies.

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Heute nach langer Zeit mal wieder Schmerzen bei Aufstehen verspürt der rechte Fuss macht Kummer. Ich werde also etwas achtsam sein. Da mich gestern die Gruppe ohne offensichtlichen Grund genervt hat bzw. ich das Bedürfnis verspüre alleine zu gehen, verabschiede ich mich von der Gruppe und gehe einfach früher los, keiner stellt große Frage es ist einfach normal z.B. geht auch Oktavio die meisten Etappen für sich alleine. Für diese Freiheit bin sehr dankbar.

Sehr bald stellt sich dann auch die Magie des Caminos ein oder das wandern mit sich alleine – sicherlich kann man  dieses Gefühl auch im Schwarzwald oder in der Eifel haben und doch ist es in der dritten Woche Camino etwas anderes für sich zu sein – wesentlich einfacher und unkomplizierter vielleicht. Nach etwa 1,5 Stunden wandern, finde ich am Sonntag eine offene Bäckerei bzw. eher eine Konditorei, ich kaufe mir eine Empanada. Sie schmeckt hervorragend trotzdem hängt mir diese Teigtasche die nächsten 10 Km wie ein Stein im Magen.

Als ich von der Panderia auf dem Camino weitergehen möchte, werde ich von einem Spanier aufgehalten der mich fragt ob ich nach Santiago möchte, ob ich auf dem Camino unterwegs bin, als ich alles fleissig bejahe sagt er mir das ich mich auf einem spanischen Holzweg befinde – ich habe mich ein bißchen verlaufen, außer ich wäre ein Fahrrad, dann wäre ich richtig. Er schickt mich zurück zum nahen Monasterio und nach der Brücke geht es rechts weiter und es folgt die genaue Wegbeschreibung vom Monasterio bis nach Salas, exzellent. Da es sich mal wieder um einen der vielen Herzensguten Streckenwarte handelt befolge ich seinen Rat und werde nicht enttäuscht kaum an der Brücke angekommen sehe ich dann auch den gelben Pfeil mit der unmissverständlichen Richtungsangabe nach rechts und hoch den Hügel. Tja, so ist das halt wenn man dem GPS Gerät einfach Blind folgt. Den GPS Track den ich für diese Etappe heruntergeladen hatte, ist der Weg für die Fahrräder und die armen Fahrräder müssen der berühmten Bundesstraße N634 folgen. Ich bin froh kein Fahrrad zu sein und sehr dankbar das mir der Camino den freundlichen Herr geschickt hat, den der Weg für Wanderpilger ist sehr schön und der Weg an der Straße wäre einfach nur grässlich gewesen. Mal wieder „the camino provides“.

Meine Fussbeschwerden hindern mich das Tempo zu gehen das ich gerne möchte so werde ich dann gegen Mittag von Nils und Daniel eingeholt. Nils hat sich uns gestern angeschlossen er war dort mit einem anderen Pilger der schon wieder auf dem Rückweg war – ja einer der seltenen Pilger der den Weg hin und zurück macht. Nils habe ich schon in Güemes getroffen und so habe ich mich gefreut ihn noch einmal getroffen zu haben und umso mehr das er sich unserer Gruppe angeschlossen hat. Nils schreibt Drehbücher im Stile von Monty Python für einen kleinen holländischen Fernsehsender. Er arbeitet sechs Monate im Jahr, bevorzugt im Winterhalbjahr und die anderen sechs Monate wandert er durch Europa als typischer Hiker mit Zelt und sowenig Geldverbrauch als möglich. So ist er selbstverständlich von Holland über Karlsruhe durch den Schwarzwald und Frankreich auf den spanischen Camino gekommen und will noch weiter bis zum südlichen Ende von Portugal zum Cabo de São Vicente. Als die beiden mich einholen entschließen wir uns erstmal einen Kaffee zu machen Nils hat einen puristischen kleinen Spirituskocher dabei mit dem er türkischen Kaffee macht. Mit diesem kleinen Kocher macht Nils alles, er backt Brot und kocht damit Pasta auch wenn es ewig dauert aber man hat ja Zeit als Wanderer durch Europa. Genüsslich schlürfend trinken wir seinen Kaffee. Nach dem Kaffee wird durchgewandert bis Salas erreicht ist, dort trinken wir eine Cola bei solch heißen Temperaturen ist eine Cola dann doch das ideale Getränk, zum einem wegen dem Zucker und zu anderem um einen wieder den Kick zum weiterwandern zu geben das ewige herumgewandere lässt einen doch müde werden – körperlich wie seelisch. Irgendwann hat Dich der Weg, irgendwann hat er jeden niedergemacht – ein Zitat aus Hape Kerkeling Buch und so ist es auch Tatsächlich. In Salas warten wir dann eine Dreiviertelstunde bis der Rest der Gruppe aufschließt, Kiki, Marta, Enrique und Octavio mit Daniel und Nils und meinewenigkeit sind wir nun sieben Primitivos auf dem Camino.  Eine stolze Zahl. Nach Salas  müssen wir leider den bisher schönen Pilgerweg verlassen und wieder Asphalt begehen und zu allem Überfluss auch noch in der Nachmittagshitze 600 Höhenmeter überwinden die sich auf weniger als 5 Km ausbreiten, eine wahre Sklavenarbeit. Während des Aufstiegs unterhalte ich mich Marta über Musik wie es sich herausstellt studiert Marta in Brasilien Toningenieur. Wir bekommen zwar kaum Luft aber dafür ist durch das interessante Gespräch der „Berg“ im Nu genommen und oben warten diesmal die anderen auf uns. Unsere Albergue ist diesmal eine Privatalbergue die relativ neu ist und ziemlich urig eingerichtet wurde. Es wurde viel Dunkles Holz verbaut. Die Herbergsleute zwei Männer schauen etwas sauertöpfisch drein und reden nicht gerade viel. Seltsam so eine coole Herberge und dann so Maulfaul. Die Herberge ist Donativo was bedeutet man gibt statt eines festes Übernachtungspreises eine Spende. Meist sind es 5 EUR bis 10 EUR. Der Vorteil der Spende für die Herbergen sei das sie Steuerfrei bleiben, damit kann, wenn es gut läuft mehr unterm Strich herauskommen als wenn eine Herberge einen festen Preis verlangt und dafür Steuern zahlen muss. Die Herbergsleute bieten sich an unsere Sache zu waschen und danach gleich zu trocknen damit wir morgen frische Wäsche haben. Perfekter Service. Leider ist nur die Kommunikation etwas eingeschränkt. Während des Essens sitzen wir unter einer alten Sepiafotografie eines Pilgers aus dem Jahre 1890. Eine sehr beeindruckende Gestalt, wir sind sehr ehrfürchtig vor seinem strengen Blick und fühlen uns jetzt im Vergleich zu ihm wie die Partypeople. Mein Bett für die Nacht steht unter einem Poster der Beatles welch ein Zufall, von den Beatles haben Marta und ich uns während des Aufstiegs unterhalten nebst Led Zeppelin, Doors und sonstigen Helden der 60er Jahre. Dank des Aufstiegs sind wir todmüde und schlafen wie die Murmeltiere.

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In der urigen Herberge von Bodennaya habe ich hervorragend geschlafen die komplette Kleidung ist frisch gewaschen ein gutes Gefühl mal wieder aus dem vollen „Kleiderschrank“ schöpfen zu dürfen. Durch die morgendliche Kühle gibt es jetzt immer einen Bodennebel der die gesamte Landschaft am Morgen in eine besondere Sphäre hebt und nicht zu vergessen die Sonnenaufgänge die Tag für Tag beeindruckender werden.

Der Weg ist heute sehr flach landschaftlich gibt es keine große Aufgeregtheiten. Vor lauter hingetrabe ertappe ich mich das es mir etwas langweilig ist, immer das gleich  Szenario Kühe Kühe Kühe grüne Wiesen. Leider finde ich auch meine Mitreisenden gerade auch nicht so spannenden – Nils hat etwas von seinen früheren Reisen erzählt das ist schon spannend aber so wie er möchte ich dann doch nicht leben insbesondere wird es mir nach drei Wanderwochen dann doch etwas langweilig wie ich ehrlicherweise mir selbst eingestehen muss. Vielleicht wäre es besser ich wäre allein unterwegs oder mit anderen Reisenden vielleicht relativ sicher sogar – ich wünsche mir jetzt sehnlichst Eduardo und Elena wieder her. Ich stelle gerade meinen und den Camino im Besonderen in Frage was soll ich hier? Fragen werden keine Beantwortet, mir fallen keine ein, ich empfinde mein bisheriges Leben nicht als großes Missgeschick. Der Camino enttäuscht mich etwas ich bin extra ohne große Erwartungen hingefahren aber dann das  große Nichts zu finden hm das war dann doch nicht Absicht dieser Reise. Tja und hier endet für diesen Tag meine Aufzeichnungen aber lieber Leser ich kann versichern die Reise hat doch  noch einen Sinn ergeben. Auch im Abstand von jetzt bald sechs Monaten bin ich mir sicher das es für mich besser gewesen wäre ich wäre in einer kleineren Gruppe unterwegs gewesen insbesondere kann ich auf Egoshooter wie Enrique und Niels dann doch gut & gerne verzichten. Und trotzdem war ich froh das ich mit Ihnen gemeinsam unterwegs war aber es geht ja noch weiter …

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Heute geht in das landschaftliche Kerngebiet des Camino Primitivo. Wir stehen an einer Wegverzweigung rechts geht es nach Hospitales und links geht irgendwo durch ein Hochtal weiter. Wir entschließen uns die Normalvariante zu nehmen d.h. wir gehen über Hospitales was bedeutet es wird Bergig. Nach Reisebuch kommen wir auf 1.000 m hoch das ist dann Voralpines Gebiet. Als Oktiavio in seinem französischen Reiseführer liest das wir an einem Minidorf vorbei kommen welches nur noch ein alten Mann beherbergt wird er ganz wehmütig und freut sich wie ein Kind als er uns stolz verkündet wir müssen diesem guten Mann unbedingt Wein und Cookies mitbringen.

Was unsere Gruppenstimmung angeht ist die gleichfalls auf Hochstimmung wir haben die Cookieparty erfunden man ißt Cookies / Kekse bis zum geht nicht mehr. Einer meiner Erfindungen ist die Cookie Eclipse – ein Cookie wandert über die Sonne und lässt sie verschwinden bevor der Cookie selber im schwarzen Loch sprich dunklen Magen verschwindet. Leider hat Daniel etwas den Pilgerblues vielleicht spürt er Probleme mit seinem Fuß oder sonstwas nun es wird sich schon wieder hoffentlich einrenken, so hat jeder mal seinen Pilgerblues ich hatte mir gestern meinen genommen.Während unseres Weges über die Hochfläche die an einer uralten Pilgerherberge vorbei geht, kommt dann ein uraltes Pilgergefühl auf, dieses Gefühl das vor Dir schon tausende und tausenden Pilger / Wanderer hier auf diesem Wegstück gewandert, der Pilgerpfad hier oben ist gebildet durch die Zeit durch die unzähligen Schritte der Pilger und sonstigen Reisenden.

Als wir an dem einsamen Dorf ankommen ist der alte Mann leider nicht anwesend aber dieses Dorf hat sogar eine eigene Bushaltestelle, Oktavio ist höchst betrübt – weiter geht es.

Während unserer gestrigen Etappen lernten wir Thomas und seine koreanische Wanderfreundin Kim kennen. Thomas schleppt auf dem Rücken, eine klassische Gitarre, mit sich. Das war natürlich gestern Abend eine willkommene Abwechslung da jeder von uns der ein bisschen Gitarre spielen konnte herumgezupft hat. Heute Abend sind die beiden dann bei uns in der Herberge. Zur Abwechslung gibt es Reis statt Pasta ansonsten sind die Kochkünste meiner Pilgerbrüder nicht besonders ausgeprägt. Ich selber kann zwar ganz ordentlich kochen als ich aber eine „Diskussion“ mit Enrique geführt habe ob man Tomaten entkernen soll oder nicht, natürlich sollte man sie entkernen, habe es aufgegeben wobei wenn ich auch alleine unterwegs gewesen wäre ich mich wesentlich einfacher ernährt hätte aber in der Gruppe ist es ein Vorteil gemeinsam zu kochen. Enrique ist dann manchmal etwas speziell – darin sind sich Niels und ich sehr schnell einig beim gemeinsamen Gemüseschnibbeln. Als wir den kleinen Kaufladen in Berduedo gestürmt haben kamen wir uns vor wie die Heuschrecken die über ein Feld / Dorf herfallen. So wie gestern Abend spricht der gute Thomas leider kein Wort wenn überhaupt das nötigste und wacht eifersüchtig auf seine Kim – mal hoffen er hat einen guten Weg so einen Stress sich auszusetzen ist doch nervig. Die beiden wollen deutlich sichtbar für sich alleine bleiben, die gute Kim hat eine ordentliche Erkältung und läuft mit einem dicken Schal durch die Herberge. Zwei später am Abend ankommende Fahrradpilger fahren dann noch weiter es ist ihnen zu voll in der Herberge. Wir musizieren und singen dafür in unserer kleinen Herberge und beschließen diese Etappe höchst vergnüglich. Es wird nun Abends empfindlich Kalt was einerseits davon abhängig ist das wir spät im Herbst sind und der Tatsache geschuldet, das Berduedo 900m hoch liegt.

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Zusammenfassung der drei Etappen Berduedo – Grandas de Saline – Fonsagrada – Cadvado Badeira

Die letzten drei Tage gerafft muss ich sagen das die Witze von Nils über menschliche Ausdünstungen und Pupsen im besonderen etwas gewöhnungsbedürftig sind und auch beim 20-ten mal nicht besser wird. Enrique versucht sich als Gruppenleader was ihm aber nicht gelingt wir lassen ihm aber das Vergnügen. Wie man so schön sagt die Sitten verkommen insbesondere bei Enrique und Nils – da ich für mich eh schon herausgefunden das diese Gruppenkonstellation nicht harmoniert stört es mich nicht weiter sondern ist nur bestärkend. Ich versuche nun den Tag über eben mehr allein für mich zu gehen was auch bestens funktioniert. Was mittlerweile auch etwas störend wird ist dieses ewige kalkulieren ob man sich das oder das leisten kann oder will. Es scheint das Nils, Enrique, Kiki nun doch sehr eng bei Kasse sind schlicht wenig Geld zur Verfügung haben ein gemeinsamer Restaurantbesuch fällt leider immer aus. Anderseits gibt es aber auch nicht soviel Möglichkeiten auf dem Primitivo, sich kulinarisch  auszuleben. Trotz dieser negativen Seiten sind es gleichfalls lustige Momente und einfach schlicht sehr gute Phasen insbesondere am Abend wenn alle im gleichen Modus sind, die unser Zusammensein schön machen.

Am 20. Oktober haben wir Octavio verloren. Octavio ist während dieser Tagesetappe schlicht irgendwo hängengeblieben, er hat sich aus Sichtweite zurückfallen lassen und ist dann nicht mehr nachgekommen. Enrique ist sogar eine halbe Stunde zurückgewandert aber Octavio war nicht mehr zu finden auch trotz einstündigem warten von uns allen. Natürlich wird spekuliert was der Grund sein kann. Zum einen hat Octavio gestern Abend sogar für seine Verhältnisse zu viel Wein erwischt sodass er eine sehr schlechte Nacht hatte indem er von Albträumen geplagt wurden, er hat sogar den Schlafsaal aufgeweckt mit dem Rufen nach seiner Mutter. Bei einem seiner Gespräche erzählte er uns das einer der Gründe für sein Pilgern sei, das er den Tod seiner Mutter verarbeiten möchte – das wurde in dieser Nacht deutlich unterstrichen. Zum anderen hat er sich am Morgen den Fuss etwas verstaucht so das es sein könnte das er sich entschlossen hatte eine Pause zu machen. Octavio hat kein Handy dabei deswegen konnten wir ihn nicht anrufen. Ich persönlich vermutete das er sich einfach bewusst aus der Gruppe ausgeklinkt hat weil es ihm, zu einem zu peinlich war was gestern Abend passiert ist und zu anderem das er eben auch kein Gruppengeher ist, im speziellen mit so einer lauten Gruppe. Ich hatte davon ja eingangs schon berichtet das sich Nils und Enrique doch sehr daneben benehmen. Ich könnte dieses Motiv gut nachvollziehen. Wir haben ihn dann auch nicht mehr gesehen unseren guten Octavio jedenfalls ist er mir ihm Herz geblieben da er ein ganzes Stück Mensch war und ist!

Als wir weitergehen ist das schon ein komisches Gefühl als ob man jemand zurücklässt aber wir können ja auch nicht die ganzen 15 Km retour marschieren. Mal wieder schlägt der Camino zu – ein ewiges Kommen und Gehen man trifft Menschen man verabschiedet sich und ja die alte Leier „Jeder geht sein Camino allein“. Während unseres Weges sehen wir immer wieder riesige Windräder die auf den Berghöhen Stück für Stück aneinandergereiht sind. Es sind mächtige Maschinen die ordentlich Windgeräusche machen, unwillkürlich muss man an Don Quichote dem Ritter von der traurigen Gestalt denken und seinem Kampf mit den Windmühlen. Hier bin ich froh mit einer Gruppe unterwegs zu sein auf diesem Wegabschnitt ist es sehr einsam kein Mensch, kein Hund nix ausser Windräder. Enrique macht den Scherz das hier der Wind für Europa produziert wird bei der Anzahl von Windrädern kann dies fast nicht angezweifelt werden. Am Abend treffen wir  in Fonsagrada wieder Thomas und Kim. Wir die Gruppe und die beiden kochen sogar zusammen zum Abend. Der gute Thomas wirkt immer noch wie durch den Wind. Er hat zu Daniel gesagt das er letztes Jahr den Camino Frances gemacht hat. Hm dann müsste er doch etwas souveräner sein. Die beiden sind seit Santander gemeinsam unterwegs. Vielleicht ist Thomas deswegen so schweigsam weil er der Camino Frances doch ganz anders ist. Auch Claudia hat in Santander ja gesagt das ich eher auf dem C.F. das finden würde was ich suche. Die Zweifel bleiben ob ich auf dem richtigen Weg bin, vielleicht wäre der C.F. besser gewesen aber landschaftlich schöner sicherlich nicht, der Küstenweg und der Camino Primitivo sind perfekt und sind richtige Charakterwege. Während ich solche Gedanken habe entschließen wir uns nach dem Abendessen uns die Decken zu schnappen und nach draußen zu gehen und uns Sterne anzuschauen. Kim und Thomas bleiben lieber drinnen und Thomas nützt die Gelegenheit ein paar hübsche Melodien für Kim zu spielen. Am nächsten Morgen bei Aufbruch hat die gute Kim immer noch ihre Chinaflu – Chinagrippe – es ist aber auch jetzt mächtig kalt draußen es hat Frost und circa 5 Grad Kälte, zum Glück ist die Sonne noch recht stark so das ab 10.00 Uhr es wieder warm wird. Der Weg führt durch herbstliche Laubwälder die in den schönsten Indian Summer Farben leuchten – Magie! Heute ist ein besonderer Tag wir überschreiten die Provinzgrenze nach Galizien die Heimat des Grabes vom Heiligen Jakob. Die Grenze selber wird nur durch eine unscheinbare Schiefertafel angekündigt. Jeder lässt sich fotografieren, beim überschreiten der Grenze, jetzt kommt zum ersten mal der Drang in mir auf nach Santiago zu eilen und der Wunsch bald vor der Kathedrale stehen zu können. In Cadavado Badeira angekommen erwartet uns eine moderne Herberge ich bin hingerissen endlich genügend Duschen und schlicht Platz zum Bewegen, ich bin nun mal ein Ausbreit-Mensch ich liebe meinen Rucksackinhalt auf dem Bett auszubreiten und alles wieder neu zu ordnen. Als ich von Thomas höre das das auf dem Camino Frances normaler Herbergen Standard wäre, bin ich schon überrascht aber es macht Sinn bei soviel Pilgermassen wird der Frances schon besser ausgestattet sein als der Primitivo. Aber bis zum Frances dauert es noch eine knappe Woche. So jetzt aber schnell mal schauen ob es noch einen Teller Linsensuppe für mich gibt vor lauter schreiben habe ich die Zeit vergessen…

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Heute stehen 30 Km auf dem Plan es soll nach Lugo gehen eine Stadt! Nach den ganzen Dörfern und Landwirtschaften endlich wieder eine Stadt mit mehr als 10 Einwohner und drei Kühen. Nach meinem blauer Himmel und ewigen einsamen Sandstränden habe ich jetzt wohl auch noch ein Kuhkoller – eigentlich aber auch eher nicht, ich freue mich schlicht auf die Stadt mit der Stadtmauer und ihren berühmten Türmen von Lugo. Da meine Truppe mal wieder träge durch den Tag startet und ich heute eine Rennmaus gefrühstückt habe ist es höchst unpassend das meine Gruppe nach 4,5 Km eine Pause einlegen will. Das kommt meinem Selbstbestimmungswille gar nicht gut und so wandere ich dann schlicht weiter und werde belohnt mit einer Tagestour ganz für mich alleine.

Es gibt drei gute Gründe heute etwas  auf das Tempo zu drücken: Einmal werde ich gegen Nachmittag immer etwas müde und merke das ich da einfach gerne eine Nickerchen machen würde bzw. heute mir die lt. Reisebuch sehenswerte Stadt anschauen möchte, zweitens die Nachmittagshitze umgehen möchte und zuletzt ich einfach Lust habe zu wandern und nicht zu bummeln. Das Wegprofil ist flach und sehr pittoresk so das ich mich zurück halten muss mit zu vielen Fotos schließlich kostet es nichts, Digitalfoto was für einen Schwaben natürlich super ist, außer die Zeit daheim bei der Nachbearbeitung, aber das habe ich schon gelernt mich beim Fotografieren zurückzuhalten. Plötzlich hinter einer Ecke in einem kleinen Dorf entdecke ich dann meinen ersten Coca-Cola Automaten er brummt und scheppert und gehört hier überhaupt nicht her vielleicht ein Segen wenn man am verdursten ist aber in meinem Caminofeeling werde ich zutiefst gestört und nehme das als Vorzeichen das ich bald den Camino Frances erreichen werde. Ich erreiche dann Lugo auch um 16.00 h wie geplant, in Zentrumsnähe werde ich von einem Einheimischen der seinen Hund, einen extremen dicken und heftig schnaufenden Zwergboxer, Gassi führt genauesten Instruiert auf welchem Weg sich die Herberge befindet, damit finde ich die Herberge dann ohne Probleme. Auch diese Herberge ist auf dem neuesten Stand ich bin mal wieder hoch begeistert.

Eine groß gewachsene Koreanerin ist der einzige Gast. Sie scheint auch eine Miss Superwoman zu sein. Sie erzählt mir das sie die Via de la Plata gemacht hat und jetzt noch etwas übrige Zeit hat und darum den Camino Primitivo macht. Großen Respekt vor der körperlichen Leistung aber ob sie es geistig alles verarbeitet bezweifle ich – es ist doch eine andere Kultur als die Koreanische – schliesslich habe ich schon damit zu kämpfen das alles zu verarbeiten. Aber vielleicht wenn man sich nur auf den Weg konzentriert hält man das geistig durch bißchen so ähnlich wie Teile meiner Gruppe auch nicht alles aufzunehmen zu scheinen. Das ich mit dieser Annahme nicht ganz Unrecht hatte stellte sich nach meiner Reise heraus als Nils sechs Wochen nach seiner Ankunft ein Buch (ebook) über sein Reise von Holland bis an die Südspitze von Portugal herausbrachte. Es war eine äußerst wirre Geschichte im Stile von Monty Phyton und A–Team jedenfalls höchst oberflächlich und ein Gruppenmitglied wurde dazu Beleidigt. Jeder darf seinen Weg gehen wie er will aber Bücher sollte man nur schreiben wenn man sich für den Weg Zeit genommen hat und auch danach etwas Zeit verstreichen hat lassen. Die Koreanerin wird morgen bis nach Melide durchlaufen das ist eine ganz hübsche Strecke sie sagt sie startet dafür schon um 5.00 h morgens. Da wir im Herbst sind wird es immer später Tag um genau zu sein erst um 08.00 Uhr d.h. die gute Superwoman sieht 3 Stunden nichts von der Landschaft und da sie das die ganze Zeit schon so handhabt wird mein Verdacht bestärkt das sie den Weg nicht komplett aufnimmt. Ich dagegen schon, den nach dem täglichen Highlight des Tages – eine warme Dusche die die Sonnencreme abspült – erobere ich die Stadt. Zuerst gehe ich zum Plaza Major hole mir ein Eis und lasse mich treiben im Stadtgewühl es ist Samstagnachmittag alle Einwohner sind unterwegs. Fröhlich schlendere ich zu Kathedrale schaue mir hier alles inne und aussen an. Innen in der Kirche wird gerade der Hochaltar renoviert und ist leider völlig umhüllt von einem Gerüst aber es reicht um zu sehen das es prunkvoll und höchst „goldig“ ist. Danach gehe ich unterhalb der Kathedrale auf die Stadtmauer und umrunde auf dieser die Stadt. Von oben hat man gute Einsichten in die Straßenflure und in der Nähe von dem Tor in welchem ich die Stadt betreten habe erspähe ich Daniel wie er gerade zum Supermarkt geht.

Um sieben bin ich dann in der Albergue die anderen sind dann auch endlich alle angekommen und wir machen uns schnell in der kleinen Küche ein paar Hotdogs. Pappsatt gehen wir in die Betten und schlafen wie die Steine.

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Während ich das schreibe liege ich in einem Bett das sich in einer robusten Holzhütte befindet mitten im Wald, es regnet kleine Kinder und stürmt und windet wie wenn hundert böse Hexen durch den Wald fliegen würden und zu allem Überfluss haben wir die Hütte / Herberge nur nach langem Suchen gefunden. Wegen den großen dunklen Wolken sind es heute nur 20 Km geworden aber auch  zum Glück. Auch haben wir das Problem das Kiki unser Südafrikaner immer noch und immer wieder stechende Schmerzen im Knie hat. Die hat er eigentlich schon seit dem Küstenweg und da er mit irgendwelchen Wüstenschuhe über den Camino wandert, die keine Federung haben, scheinen so langsam aber sicher seine Knie aufzugeben. Jedenfalls war das ein guter Grund hier in dieser Hütte um 15.00 Uhr die Etappe abzubrechen und das aufkommende Unwetter kommen und austoben zu lassen. Zudem sind wir alle irgendwie müde da gestern Samstagabend war und die Herberge mitten in der City lag, war bis  zum frühen Morgen kein erholsamer Schlaf zu finden. Die kleinen Gassen die am Tage höchst romantisch sind  werden bei Nacht, zu lauten Trichtern wo jeder auftretende Damenabsatz zu einem spanischen Flamencotanz mutiert plus sonstigem Straßenkrach . Als wir die Herberge suchen, finden wir zuerst eine verlassene Herberge und es sieht nicht danach aus als würde es weitergehen aber ein paar Meter weiter im Wald sehen wir die Holzhütten und irgendwann dämmert es uns das diese kanadisch anmutende Holzfällerhütte, die offizielle Herberge ist. Alle sind da – nur einer ist nicht bei uns geblieben, nur einer wollte nicht schon um drei Uhr nachmittags trotz dunkler Wolken aufhören. Unser Kämpfer Daniel. Er hat sich ausgerechnet das wenn er seinen Etappenplan einhält er bis nach Fisterre kommt aber dafür kann er sich keine große Pause gönnen und das hier wäre und ist eine Pause. Wir verabschieden uns von Daniel, ich bin etwas bekümmert in den letzten habe ich einen Draht zu ihm gefunden und es war auch immer ganz entspannend mal auf Deutsch reden zu können. Das ewige Englisch und Spanisch ist dann auf die Dauer schlicht anstrengend, insbesondere mit Leuten wo es eh nicht von selbst läuft! Wir lassen Daniel schweren Herzen ziehen. Am Abend so um halb 9 rufe ich dann Daniel per Handy an und will mich erkundigen wo er bei diesem bösen Wetter eine Unterkunft gefunden hat. Doch zum Schreck! Es stürmt und wütet als er an sein Handy rangeht er ist noch auf Wanderschaft welch ein Wahnsinn. Er sagt er sieht die Lichter von Melide und bis dorthin möchte er noch hin. Oh weia. Dann reist der Kontakt ab. Kontakt habe ich dann erst später daheim wieder zu Daniel und wo mir er dann auch geschrieben hat das er nicht bis Melide an diesem Abend marschiert ist sondern in einer Hausruine übernachtet hat und erst am nächsten Morgen durch Melide marschiert ist. Er hat alle erreicht Santiago und Fisterre. Großen Respekt! Zum Glück habe ich noch danach Kontakt zu ihm halten können. Gemeinsam in der warmen trockenen Hütte bedauern wir Daniel, das er noch 15 Km durch diesen Regen marschieren muss um bis nach Melide zu kommen. Nils meint, vielleicht ist Daniel unwillkürlich auf der Suche nach einem Abenteuer. Hm ja vielleicht ja jedenfalls er hat eines bekommen. In diesem Moment und die nächsten Tage war doch eine gewisse Unsicherheit vorhanden, ob alles gut ausgegangen ist mit Daniel in der Löwengrube. Wir Hüttenbewohner machen es uns jedenfalls bequem kochen eine Suppe und machen uns die restliche Pasta zu einem vorzüglichen Abendmahl und schlafen dann vom prasselnden Regen begleitet ein.

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Endlich – heute – trifft der Camino Primitivo auf den berühmten Camino Frances. Es scheint das ich meine Gruppe bzw. der Rest davon verloren haben. Wir sind gemeinsam losgegangen aber da die Gruppe mal wieder im Schleichtempo unterwegs war bin ich allein voran gewandert und nun seit drei Stunden in Melide während ich das Niederschreibe, so vermute ich das wir von nun an getrennte Wege gehen. Auch gab es ein heftiges Wetter während des Tages, ich kann mir nicht vorstellen das die Gruppe soviel Biss hat wie Daniel und dann trotzdem durch den windigen Regen marschiert , sie werden sicher unterwegs eingekehrt sein. Häufig kommt mir heute der Gedanke an Daniel während des Weges, das er diesen Weg diese Nacht gegangen ist und dies noch bei wildem Wetter. Bei Tage ist dieses Wegstück ein Klacks aber in Dunkelheit mio Dio.

Der Weg war vornehmlich geprägt von Asphalt, da ich mit schweren Schuhen unterwegs bin ist Asphalt Gift für mein Fusswerk. Diese Schuhe sind gemacht für Schotterwege und Höhenwege die Sohle ist steif verarbeitet. Nun am Etappenende fühle ich mich doch jedesmal arg durch die Mangel genommen, desto verwunderlicher das sich der Körper am nächsten Morgen wieder erholt hat. Auch wenn ich feststellen muss das so langsam aber sicher die Leistungskurve nach unten zeigt, vorrangig könnte es aber auch geistig sein, das mir langsam die Motivation fehlt, anderseits der Weg ist schön und besonders jeder Tag davon! Ich denke ich bräuchte ein oder zwei Tage Pause um mich mal wieder zu resetten. Zu allem Überfluss hat es lange Zeit den schon erwähnten, berühmten dicken Regen von Nordspanien gegeben inklusive eines starken Windes. Ich genieße dieses Wetter den nun konnte ich mich in meine Regenjacke einpacken und war sehr bei mir und meinen Gedanken, es gab nichts zu schauen nur das stetige Tropfen auf den Kopf – es war ein sehr meditativer Teil des Weges. Meine Vollleder Schuhe sind perfekt für dieses Wetter, den bis die richtig Nass werden dauert es seine Zeit, vor allem wenn sie gut eingefettet sind. Ich hatte dann auch in Melide ankommend richtig schön warme trockene Socken. Zur Ehrenrettung des Weges muss ich dann aber erwähnen das es noch vielleicht für 2 Km über einen kleinen Pass ging, der gesäumt war von abgebrannter Erde bzw. Feldern. Am Ende des Passes kam eine kleine Siedlung und aus einem der Häuser kam eine Hippie Frau heraus und bot mir einen Tee an. Da es gerade mal wieder geregnet hatte war ich nicht abgeneigt ihr Angebot anzunehmen. Anderseits wollte ich aber an das Ziel ankommen denn wer schneller wandert ist schneller im trocknen aber die Dame war mir dann doch etwas zu schräg. Meine Nerven waren auch nicht die allerbesten, wie gesagt ich brauchte dringend eine Pause. Eigentlich eine komische Situation einerseits war ich wirklich sehr erholt und machte gerade das war ich unbedingt wollte anderseits war ich etwas knautschig mit mir selber. Ich vermute schlicht mich zog der Camino Frances an.

Die Herberge in Melide ist wesentlich größer als alles andere was ich bis jetzt gesehen habe, waren es wenn es hoch kommt 15 Pilger in einem Raum sind hier nun 50 Pilger. Alles ist umtriebiger und zum ersten mal rieche ich den Geruch des Camino Frances – Fusspflegesalbe – mit Tränen in den Augen vor lauter Minzgeruch. Wenn es hilft so cremt euch ein. Auch sind nun wesentlich mehr junge Dame anwesend das fällt im Vergleich zum vorherigen Weg dann doch sehr auf. Ich selber, nachdem ich meine Eintrittskarte erhalten habe inklusive meiner Bettnummer eingraviert, bin ich in einem rein französischen Eck gelandet, leider spricht nur ein Franzosen einigermaßen Englisch. Dafür lerne ich recht schnell eine Deutsche, einen Engländer und eine dazugehörigen Tschechin kennen. Die mich zum gemeinsamen Abendessen einladen. Die Tschechin mit Namens Eva ist von Prag aus gestartet und mit Beate der Deutschen seit Pamplona zusammen unterwegs. Was die beiden eint ist ihre Freude am Gesang so singen sie wohl recht häufig unterwegs. Und bevor wir mit dem Essen starten singen die beiden ein Psalm – uff der Camino Frances hat mich gepackt ja und Claudia aus Santander hat recht – es scheint das das eher was für mich ist irgendwo und irgendwie. Als ich nach dem Essen zurück in mein Franzoseneck komme sind die Franzosen heftig entrüstet, zum Glück nicht wegen mir, sondern wegen der Herbergsmutter na ja eigentlich eher einer Verwalterin als Mutter. Sie hat beim Empfang nicht eine Miene verzogen sondern ziemlich griesgrämig meinen Pass gestempelt und fertig wars kein Wort des Willkommens. Nun müssen die Franzosen wohl ähnliche Probleme gehabt haben und noch ein paar mehr, jedenfalls sind sie Stinksauer auf die Dame dort unten am Empfang die aber ungerührt weiter in ihrem Heft´chen weiterlesen wird. Das einzige was ich etwas unverständlich fand das bei einer so großen Herberge kein Verantwortlicher Englisch kann. Die spanischsprachigen Pilger sind hier wenn es hoch kommt vielleicht mit 50% vertreten ansonsten viele Franzosen und Deutsche. Hm nun ja alles gut. Ich bin glücklich auf dem Frances gelandet und dann auch noch im Franzoseneck – was willst Du Pilger mehr? Nix schlafen – gute Nacht!

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Heute alleine die 33 Km gewandert, nach vielen Wandertagen auf niemand Rücksicht zu nehmen, schlicht einfach in den Tag starten – ich habe meine Freiheit wieder.

Die Camino Frances Pilger sind teilweise schon in ihren angestammten Gruppen unterwegs oder einfach zu beschäftigt mit anderen Dingen – interessant. Mike der Engländer sehe ich heute zweimal aber er scheint gleichfalls vom endlich mal allein Wandern infiziert zu sein. Seine Freundin ist ebenfalls auf dem Weg, er möchte sie recht bald einholen deswegen hat er keine Zeit für einen gemütlichen Plausch. Meine zwei Damen sind auch schon recht früh aufgebrochen, es scheint völlig normal zu sein un 05.00 Uhr oder 06.00 Uhr zu starten nun wir Camino Primitivo Pilger sind immer um 08.00 Uhr wenn nicht später gestartet. Meine Gruppe habe ich definitiv verloren etwas Wehmut habe ich, wo sie alle sind, wie wird es ihnen in naher und ferner Zukunft ergehen – ich wünsche allen schlicht alles Gute – dieser Weg macht mich noch kaputt – mal so und oder so 😉

Es scheint das für mich jetzt die „innige“ Phase, das Kontemplative begonnen hat und ich lasse mich fallen und schaue erwartungsvoll was passiert.

Der Weg erscheint mir heute unspektakulär, auffallend ab und wann sieht man an Bäumen Zettel mit Telefonnummern von Taxidiensten tja das ist nicht der Primitivo hier kann man Abkürzungen nehmen. Mittlerweile bin ich auch Pilgerprofi und nach dem Camino Primitivo / Norte kann es landschaftlich nicht spektakulärer werden trotzdem erfreue ich mich an den kleinen Wunder am Weg und trabe bis zum Etappenziel das ich heute wie erwähnt schon sehr pilgerig sprich kontemplativ im schlafe erreiche. Leider finde ich vor lauter Schlaf und GPS keine staatl. Herberge. Ich frage dann eine Pilgerin die auch suchend herumsteht nach der Staatlichen Herberge, nach drei Sätzen stellt sich heraus das sie eine Deutsche ist und definitiv nicht in eine staatliche Herberge will. Der Grund liefert sie auch gleich nach sie wurde von Bettwanzen zerstochen und hat darauf allergisch reagiert, am Unterarm den sie mir zeigt sieht man noch die roten Pusteln. Keine 300 m gibt es eine Private Herberge für 10 EUR ja dann probiere ich das eben auch mal aus. Es ist eine höchst merkwürdige Herberge am Eingang des großen Schlafraum gibt es einen Art Plätscherspringbrunnen die ganze Atmosphäre passt gut zu meiner kontemplativen Grundstimmung, ich nehme dann recht schnell ein weniger, dafür umso schöneres nicht-kontemplatives Brausebad.

Einer der Merkwürdigkeiten des Camino ist es das man wenn im Gespräch ist erstmal die großen Themen des Lebens abhandelt und dann zu Beruf und Namen kommt. Leider habe ich es bei meiner Pilgerkollegin völlig vergessen zu fragen wie sie heißt und auch später nicht nachgeholt. Sie kommt aus dem Rheinland und besitzt wohl einen starken Glauben an Gott wie ich später herausfinde diesen aber auf eine ungezwungene natürliche Art zeigt, die mich zu nachdenken bringt und lange Nachwirkt ob sie das geahnt hat – sicher nicht – ob man generell weiß welche Wirkung man auf andere Menschen hat? Sicher ist man nie. Jedenfalls sie war es und ist es für mich. Zusammen sind wir dann noch in den Abendgottesdienst gegangen in der hiesigen Kirche. Der Altarraum war gestaltet wie eine große Muschel. Aufgrund des spanischen Gottesdienstes verstehen wir zwar kein Wort aber der katholische Ritus ist uns beiden Katholiken ja in Fleisch und Blut übergangen und es ist ruhig Bewegend.

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Bin mit meiner rheinischen Frohnatur in den  strömenden Regen eingetaucht. Es regnet  zum Etappenstart mal wieder Bindfäden. Ich möchte unbedingt Santiago erreichen und zwar heute. Das liebe Mädel hat aber definitiv keine Rennschnecken gefrühstückt somit trennen wir uns, sie möchte nur bis zum Monte do Gozo gehen, da sie morgen Geburtstag hat und eben erst an diesem Tag in Santiago sein will.

Der Regen ist faszinierend solch einen dicken Regen scheint mir gibt es bei uns in Deutschland nicht vor allem keinen so ausdauernden und dazu gesellt sich auch noch ein strenger Wind – kein Spaß. Der Camino ist mal wieder sehr Asphalt behaftet, was  bei solchem Regen nicht unbedingt der schlechteste Belag ist und so trotte ich dahin und falle bald wieder in mein meditatives Gehen was ich extremst genieße – innerlich bin ich sehr relaxt weil ich das große Ziel erreichen werde und äußerlich ärgert mich der Regen aber ich bin in der Balance oder wie die Chinesen zu sagen pflegen in „Allerhöchster Harmonie“.

Ich komme am Pilgerdenkmal bzw. eigentlich dem Papstdenkmal beim Monte an – und bin bewegt – endlich den letzten großen Meilenstein erreicht. Mittlerweile hat es Windstärke 8 und ich übertreibe nicht wenn es mich fast verweht. Trotzdem sind die vielen Pilgerstöcke angelehnt am Papstdenkmal ein Anblick der einen Klein macht soviele Menschen sind auf Wanderschaft. Durch das stürmische Wetter ist niemand sonst außer mir am Monte und auf der Strecke waren auch nur ein paar Pilger aber jeder versuchte einigermaßen Aufrecht gegen den Wind anzugehen, somit war leider auch kein Gespräch möglich. Die gigantische Pilgerherberge ist Potthässlich insbesondere bei diesem Wetter – schnell weiter. Zurück auf dem Weg sehe ich zum erstenmal die Kathedrale von Santiago, mit jedem Schritt wird die Gewissheit größer das ich eine große Etappe in meinem Leben sehr sichtbar erreichen werde. Es geht den Berg hinunter jetzt nur nicht ausrutschen das hatte ich ja schon am Anfang das geht schneller als das berühmte Katzenmachen. Auf den letzten Kilometer nach Santiago sind an den Kilometersteinen die Zahlen ausgeschlagen, was schade ist, es wären schöne Bilder geworden immer ein Stein nach dem anderen mit immer weniger Kilometer. Ich erreiche den Stadtrand von Santiago das berühmte Ortsschild Santiago ist erreicht  -nun läuft es sich gleich viel beschwingter und höchst glücklich dahin. Es geht einen leichten Anstieg hoch – batsch – hinter einer Säule aus einer Einkaufspassage lauert ein Fotograf und schießt ein Foto von mir – wie ich im Regen kämpfend die letzten Kilometer gehe, Paparazzi de Peregrinos. Egal, ich will weiter mich drängt es zum Kathedralenplatz – es muss jetzt der Deckel auf den Topf. Vor mir gehen drei Spanierinnen Businessladies eindeutig, hm ich rieche schweres gutriechendes Parfüm, das hat man selten auf dem Camino – es riecht zwar sonst gerne mal auf dem Camino aber nicht immer so verführerisch gut. Und weiter und weiter es kommt mir ein Pilger entgegen er wünscht mir einen buen camino wohlwissend grinsend das mein Weg gleich zu ende ist – wir beide verstehen uns – er weiss ganz genau wie ich jetzt fühle, ich denke jeder fühlt ähnlich wenn er nach so einem langen Weg irgendwo ankommt insbesondere in Santiago – das ist Harmonie mit allem. Es regnet immer noch heftig, ah es geht durch engen Gassen die Kathedrale wird immer dominanter ins Blickfeld gerückt. Es geht nicht mehr dem gelben Pfeil nach sondern den Bronzemuscheln die im Gehweg eingelassen sind und hier in der Stadt Santiago funktioniert das auch prächtig in anderen Städten war das ja meist ein Fiasko. Plötzlich stehe ich vor der Kathedrale es geht durch das Tor und dann stehe ich auf dem Platz – es ist geschafft – ich gehe auf den Stern zur letzten Muschel oder zur ersten Muschel in meinem Leben nach dem Camino. Der Pilgerweg ist jetzt zu Ende – nun fast noch fehlt der „Handshake“ mit dem guten Jakobus. Ich bin ganz allein angekommen obwohl ich die meiste Zeit mit anderen unterwegs war aber die letzten drei Tage wanderte ich allein und jetzt stehe ich auch allein hier rum… es ist gut so und macht mich wehmütig gerne hätte ich jetzt alle bei mir insbesondere meine zwei Spanier Eduardo und Elena.

Während ich also so herumstehe kommt das Brüderpaar Michael und Martin das ich in Melide kennengelernt habe. Wir beglückwünschen uns gegenseitig und machen Bilder von uns und vor der Kathedrale. Unter den Arkaden, in welchen wir Schutz suchend vor dem Regen uns verstecken werden wir entdeckt von drei Radpilger die uns uns mit hessischen Dialekt ansprechen, sie dürft so um die 50 sein tja und gleich bekommen wir Jungspunde erklärt warum eine Herberge besser ist als ein Hotel und das es sich nicht lohnt nach Finisterre zu gehen weil das ein großer Nepp ist. Ach lass sie doch reden die sind einfach nur ulkig. Leider scheint es, haben auch diese Pilger nicht das gelernt was ich und viele andere erfahren und gelernt habe – nun gut zum Glück hat der Mensch zwei Ohren – zum einen geht es rein zum anderen raus. Die Brüder wollen sofort zur Albergue und sich ein Zimmer sichern, ich werde definitiv in ein Hotel gehen, das habe ich schon von Anfang an so beschlossen – für mich als Belohnung – ja doch ich mag auch die Gemütlichkeit ganz besonders in diesem grauslichen Regen.  Zuerst geht es jedoch ins Pilgerbüro um die Compostella abzuholen – die Urkunde der Pilgerschaft. Wie zu erwarten gibt es kein Problem mit der Ausstellung und bin Stolz solch eine besondere Urkunde zu erhalten. Jetzt möchte ich mir mein Zimmer sichern  also ab ins Tourismusbüro. Zuerst renne ich in das Tourismusbüro von Galizien aber ein paar Ecken weiter ist das Stadtbüro erreicht. Es regnet munter weiter hm Santiago gleicht Venedig die engen Gassen werden langsam zu Wasserkanälen. Im Tourismusbüro werden mir ein paar Zimmer gezeigt – ich möchte vor allem eines mit Badewanne und zwar ein schöne also wird es auch ein schönes Hotel. Schnell gebucht und noch schneller eile ich zum Hotel wo man wohl nicht so oft Pilger sieht vor allem so tropfnasse wie meinewenigkeit nicht – mir ist es etwas peinlich in der Hotellobby eine kleine Pfütze zu verursachen – anderseits – das passt schon. Im Zimmer breite ich meine Sachen aus während ich das Wasser in die Badewanne lasse. Das Badezimmer ist genau so wie ich es mir gewünscht habe. Ich genieße die Ruhe, das für mich allein sein, das warme Wasser – so kann es bleiben dieser Augenblick könnte für immer so sein.

Als guter Pilger hätte ich eigentlich dem Brauch folgend sofort in die Kathedrale eilen sollen um Jakobus zu besuchen aber ich wollte nicht – damals sagte ich mir, wenn es der gute Jakobus zulässt das es ohne Ende regnet dann soll er mal warten schließlich wandere ich jetzt vier Wochen in Richtung auf ihn zu und dann zum Schluss lässt er es regnen. Aber es war auch  Respekt nicht gleich in die Kirche zu eilen, sondern mich zu sammeln, vorzubereiten und ich wollte einigermaßen frisch gewaschen dem guten Jakobus entgegentreten wolle. Und es war alles richtig so für mich!

Der Haupteingang wird renoviert also ist die berühmte Säule nicht zugänglich, die jeder Pilger vor dem betreten berührt und seine Hand in eine Vertiefung legt. Schade – dafür nächstesmal – somit betrete ich nun endlich das eigentlich Ziel dieser Reise die Grabstätte von Santiago durch den Nebeneingang. Ich stelle mich an das Ende der Schlange die sich hinter dem Hochaltar gebildet hat. Über eine kleine Treppe geht es rückwärts an die Statue von Santiago heran, als Pilger umarme ich die Statue – just in diesem Moment fängt die Orgelmusik an perfekter Sound und mit der Umarmung ist die Pilgerreise offiziell beendet, danach geht es die Treppe weiter runter in die Gruft wo man vor dem silbernen Sarg bei den Gebeinen von Santiago betet bzw. innehält. Ich halte mehr inne als das ich bete ich habe mit dem Schutzheiligen dieses Weges genug innerlich geredet – wir beide wissen das ich nicht auf die Knie fallen muss. The camino provides but Santiago is waiting.

Nun guter Santiago musst Du nicht mehr warten zumindest ich habe Dich besucht. Ich liebe diesen Satz bzw. Sinnspruch da er sehr viel über den Charakter des Weges aussagt. Der Weg kommt Dir entgegen, nicht Du kommst dem Weg entgegen, der Weg läuft von allein aber Santiago kommt Dir keinen Schritt entgegen darum ist es ein harter Weg, Santiago hilft Dir als Pilger aber er läßt Dich Pilger wachsen bis Du zu ihm findest – das versteht nur der der viele tausende Schritte jeden Tag am Stück gegangen ist.

Ich setze mich noch etwas in das Mittelschiff und lasse den Moment wirken und lausche der galizischen Messe, die begleitet wird von den Gesängen eines Diakons. Während ich noch nach dem Gottesdienst sitze bleibe und mich frage wo nun das göttliche auf dem Weg zu finden war wo doch alle Kirchen immer geschlossen waren – kommt mir die Erkenntnis das er die ganze Zeit bei mir war, ich hätte ihn nur bemerkt wenn er nicht da gewesen wäre – höchst kleinmütig und zerknirscht sitze ich da, er tut alles für mich für uns und man sieht nichts, will und kann nichts sehen. An diesem Tag bin ich ein Stück gewachsen. Alles ist klar insbesondere die letzte Zeit in welcher ich allein durch die Gegend gestolpert bin. Diese Wahrheit erhalten zu haben ist ein Geschenkt – ein wahres Pilgergeschenk / Pilgerziel!

Nachdem ich mich angekommen fühle, bemerke ich dann doch auch Hunger also gibt es eine Tortilla Espanola. Danach gehe ich noch einmal in die um 19.30 h stattfindende Abendmesse, nicht um zuvor in der Kirche kurioserweise einer Pilgerin zu zeigen wo sich die Jakobusstatue genau befindet, was eigentlich nicht möglich sie in der Kirche zu verfehlen. Wie immer ist der spanische Gottesdienst höchst tränennah. Heute scheint was besonderes zu sein, es sind sehr viele junge Priester oder Diakonen dabei, und auch  hier wieder ein Priester der mit wunderschöner Stimme die Lieder vorträgt. In dieser Stimmung fühlt sich die Kirchengemeinde von Santiago wie eins und das mit all den verschiedenen Nationen – Ergreifend. Als i–Pünktchen wird dann noch der Botafumeiro geschwenkt bzw. gezogen oder was auch immer, er ist ja doch schließlich fast einen Meter hoch dieses Weihrauchfass das im Querschiff seinen schwankenden Tanz beginnt. Dieser Gottesdienst wird mich ein Leben begleiten.

Im Hotel, einem ehemaligen Franziskanerkloster, angekommen prüfe ich noch den elektrischen Briefkasten und gehe dann alsbald ins Bett und ach welch Ruhe, nur das stete Tröpfeln des fleißigen Regens begleitet mich in den Schlaf.

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Entschlossen endlich einmal eine Pause einzulegen genehmige ich mir ein Frühstück das eher einem Mittagessen gleicht, die Senora de Frühstück ist auch entsprechend überrascht das ein Mensch soviel am Morgen vertilgen kann, es scheint in der Tat wenig Pilger hier in diesem noblen Haus abzusteigen. Nicht zu vergessen ich kann ausschlafen. Zuletzt das ich solch einen faulen Tag eingelegt habe war mit Johannes, vor einer anderen Zeit, so scheint es mir.

Gegen Mittag besuche ich noch einmal den Mittagsgottesdienst diesmal ist es der berühmte Pilgergottesdienst der zu jedem Mittag in der Kirche  gehalten wird, es dürfen ca. fünf ausgewählte Pilger in den Altarraum Platz nehmen und so dem Gottesdienst bewohnen. Während der Messe wird die Anzahl der Pilger aus den einzelnen Länder vorgelesen die in Santiago angekommen sind, da ich gestern Nachmittag angekommen bin werde ich nun erwähnt als 1 Deutscher gestartet in Irun, 30 Pilger aus Saint-Jean-Pied-de-Port. Kurz bevor die Messe beginnt treffe ich dann noch einmal mein rheinisches Mädel wieder. Ich gratuliere zu ihrem Geburtstag und das sie diese lange Reise nun hier beenden darf. Sie ist noch ganz bewegt und möchte ganz schnell zum Jakobus. Selbstverständlich halte ich sie nicht auf. Das war dann auch unsere letzte Begegnung. Sie hat mich durch ihre einfach und selbstverständliche Gläubigkeit sehr stark beeindruckt  – ob wie immer wissen wie wir auf andere Wirken sicher nicht sonst würden wir uns für andere mehr Zeit nehmen. Vielleicht ist es aber auch besser so das vieles nur indirekt und angedeutet bleibt. Jeder hat seinen Sinn und Zweck hier auf Erden keiner ist ungewollt, diese Gedanken sind in meinem Kopf als dann die berühmte Nonne ihre Gesangsstunde mit uns Pilger beendet hat. Die Nonne mit der Engelsstimme übt immer ca. eine halbe Stunde vor der Mittagsmesse mit den Pilger verschiedene Lieder ein die dann im Gottesdienst gesungen werden, dabei dirigiert sie mächtig mit ganzem Körper mit – wahrhaft beseelt.

Als ich dann nach vorne schaue entdecke ich bei den fünf Pilger die im Altarraum sitzen dürfen Michaela und Kerstin aus Melide die beiden die dort gesagt haben das die Urkunde und das ganze drumherum nicht so wichtig wäre sondern das singen allein Belohnung genug wäre. Nun sind sie doch noch einmal richtig belohnt worden ob gewollt oder nicht.

Nach der Pilgermesse schlendere ich durch Santiago, um die Kirche herum sind viele Souvenirläden die alle mehr oder weniger das gleiche anbieten, doch den einen oder anderen Laden gibt es dann doch noch zu entdecken. Zuerst decke ich mich mit einem Arsenal an Ansichtskarten ein für die Lieben daheim und meinen zwei Spanier denen ich versprochen eine Karte aus Santiago zu schreiben. Es dauert etwas bis ich in einem Buchladen richtig schönen Karten finde die dann die Reise nach Deutschland und in den Norden sowie Süden von Spanien antreten dürfen. Zum Schluss meiner Exkursion durch Santiago besuche ich noch das Pilgermuseum was vor allem eine große Anzahl von Jakob Holzfiguren ausstellt und die Geschichte des Jakobswegs darstellt. Es entspricht nicht ganz meinen Erwartungen aber es war trotzdem den Besuch allemal wert.

Zum Abend gehe ich dann noch einmal in die Abendmesse und hier wird noch einmal der Botafumeiro geschwenkt – ich sitze im Querschiff und kann ein Video und Bilder vom rauchenden Ungeheuer drehen. Dieses Weihrauchfass kommt einem beängstigenden Nahe über dem Kopf gerauscht und es brennt ein echtes Feuer drin und nicht nur einfach Kohle wie das sonst üblich ist, als ehemaliger Ministrant ist mir die Funktionsweise eines Weihrauchfasses bestens vertraut. Während des Gottesdienst ist dann noch Pablo unser Bob Marley verschnitt aufgetaucht der ungestört vom Gottesdienst seine Fotos knipst hm höchst unpassend zum Glück hat er mich nicht entdeckt. Dieser Kerl nervt schlicht und einfach nicht meine Kragenweite, ein Pilger der eine Frau nach der anderen sitzen lässt, der mit Laptop im Gepäck herumspaziert und mit einer 1.000 EUR Spiegelreflexkamera Bilder macht – nö da stimmt was nicht.

Nach der Kirche hat sich dann auch das Wetter gebessert es regnet nicht mehr und die Sonne lugt ganz verschmäht hinter den Wolken hervor bestens das kann morgen ein guter Wandertag werden. Auch die hübschen Studentinnen von Santiago können wieder ohne lustige Gummistiefel über den Platz stolzieren. Santiago hat eine berühmte juristische Fakultät somit ist die Stadt voll mit Studenten und Studentenkneipen was dann auch bedeutet das man gut und günstig essen gehen kann.

Meine Pilgerweg ist zu ende morgen beginnt ein normaler Wanderweg, jeder Schritt war es wert gegangen zu sein nach Santiago. Ich habe keine große neuen Seiten an mir entdeckt oder etwas neues gesehen vielmehr habe ich eine Bestätigung bekomme die ich hoffentlich wohlbehalten eine längere Zeit erhalten kann. Als sichtbaren Merker habe ich mir einen silbernen Muschelanhänger gekauft. Ganz nach alter Pilgertradition das man seine Muschel erst in Santiago erhält als Beweis der Pilgerschaft. Mal schauen ob die Seligkeit des Abendgottesdienst auf die Muschel überspringt? Schön wäre es schon.  Ja sie ist übergesprungen, ich habe doch dann auch neue Seite an mir entdeckt wenn auch erst als ich daheim war und auch erst drei Monate später,  d.h. der Weg hat nicht aufgehört in Santiago, sondern führt hoffentlich noch ein gutes Stück länger weiter. Ich bin der festen Überzeugung man kann und muss nur einmal Santiago erreichen ein zweitesmal gibt es nicht, auch wenn man wiederholt in Santiago ankommt. Nicht jeder versteht das vielleicht – für mich ist und war das so.

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Nach einem weiteren und noch mal ausgiebigeren Frühstück das sicherlich im Notfall auch alleine bis Finisterre ausreicht und wieder die zweifelhafte Bewunderung der Frühstückschefin geweckt hat,  stehe ich gut gerüstet an der Rezeption zum check out. In mein noch nicht ganz volles Credencial lasse ich mir den Hotelstempel geben. Auf die Frage wohin ich nun gehe sage ich nach Finisterre. Die junge Frau zeigt mir dann die Richtung zur Bushaltestelle und ist sichtbar stolz sagen zu dürfen das sich die Haltestelle ganz in der Nähe befindet und es nur eine Stunde bis Finisterre dauert. Ich versuche ihr zu erklären das ich mit meinem großen Rucksack dorthin wandernd ankommen möchte – sie versteht es nicht und schaut verwirrt – ihr Kollege versteht und zeigt mir die Richtung zum Camino.

Wohlan geht es noch einmal an der Kathedrale vorbei und zur Mitte des Sterns und dann die Treppen runter und bin nun wieder Wanderer mit dem Ziel Finisterre. Eigentlich wollte ich ja nach Muxia doch das werde ich nicht schaffen. Aufgrund von Allerheiligen fliegen nicht soviele Flugzeuge von Santiago  nach Deutschland bzw. die Maschinen werden schon ausgebucht sein. Es war erst wieder ein Platz ab dem 7. November zu bekommen das war mir dann zu spät und mit Bus oder Bahn wollte ich auch nicht fahren. So ist es doch eine schöne Sache das man einen guten Grund hat noch einmal nach Galizien zurückzukehren weil da noch etwas ist was man gerne sehen möchte. Ich entscheide mich für Finisterre weil es eben das Ende der Welt ist auch wenn mich mein Gefühl eher nach Muxia treibt. Es geht, nachdem die letzten Häuser von Santiago passiert sind einen Hang hoch von dort bietet sich ein letzter überwältigender Blick auf Santiago und der Kirche. Dieser Abschiedsblick ist wesentlich eindrucksvolle als der Blick wenn es Richtung Santiago ankommend geht.

Während ich eigentlich nicht zu langsam dahinwandere werde ich trotzdem von hinten eingeholt von einer älteren Dame vielleicht so um die 60 Jahre. Wir unterhalten uns gleich ganz prächtig auch wenn ich echt Schwierigkeiten habe ihr Englisch zu verstehen, sie kommt aus Neuseeland. Wow, so langsam habe ich die ganze Welt auf dem Camino kennengelernt. Sie biegt dann rechts ab um für einen Kaffee Pause zu machen. Ich schlendere dafür weiter und komme dann auch im laufe des Tages an der Herberge an. Auf dem Weg schloss ich Freundschaft mit einem höchst zutraulichen Kaninchen das am Wegessrand in einem Eukalyptuswald dasass und sich gerne fotografieren ließ. Im gleichen Wald kam von hinten ein Spanier mit seinem Mountain-Bike angeradelt bzw. mehr geschoben als geradelt. Zum einen war der Weg mit hohen Steinen versperrt zum anderen ist der Weg von den heftigen Regenfällen der letzten Tagen noch arg in Mitleidenschaft gezogen, überall liegen Äste und Gestrüpp im Wege. In der Herberge bin ich jedenfalls der Erste aber recht bald füllt sich die Herberge und zum erstenmal erlebe ich was es heißt wenn eine Herberge Completo ist – belegt, ausgebucht schlicht voll. Es gibt einen großen Block von Engländer bzw. Commonwealth Pilger und einen großen Block aus spanisch sprechender Pilger. Darunter auch eine Pilgerin mit Hund. Eigentlich darf ein Hund nicht in Herberge aber die Herbergsmutter ist eine Nette und läßt den Hund im Vorraum schlafen, des weiteren dürfen noch ein paar Pilger die spät abends ankommen, auf dem Fussboden neben dem Hund schlafen oder auf der Sitzbank im Gemeinschaftsraum. Unter den spanischen Pilger ist ein junges Paar das Kleidungsmäßig aussieht als wäre es gerade aus dem Sportstudio gekommen, ja die Wanderschar ist doch bunt zusammengewürfelt. Aber einige Pilger müssen die 1,5 Km wieder zurück nach Negreia gehen und dort eine Privatunterkunft finden. Unter den Pilger ist auch Ralf ein Pilger aus Deutschland der von Heilbronn genauer gesagt vom Kloster Schöntal bis nach Santiago über die Schweiz und Frankreich gewandert ist. Er ist den Weg schon einmal vor 10 Jahren gewandert und findet eigentlich das sich alles zum Nachteil gewandelt hat – er scheint mir ein sehr strenger Pilger zu sein.

Jedenfalls ist das „setting“ an Pilger ein ganz anderes als auf dem bisherigen Camino für mich. Ich hoffte noch Daniel zu treffen weil ich von ihm sicher weiß das er nach Finisterre wollte aber ich auch nicht sicher bin ob er überhaupt gut angekommen ist in Santiago, ich kann leider auch seinen Namen nicht im Gästebuch finden vielleicht ist er wieder mal durchmarschiert. Wir sind hier in den Herberge ein bunt zusammengewürfelter Haufen dafür liebe ich den Camino – mir kommt Octavio in den Sinn als er Abends sich immer wieder mal kindlich gefreut hat das er wieder nach Santiago darf, er hat er voller Inbrunst gerufen „ Stefan I love Santiago really I love Santiago it´s the best“ mit solcher Inbrunst kann ich jetzt sagen Ich liebe den Camino gleichfalls.

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Das mir selbstgekochte Abendessen in Negreira war nicht gut, ich habe Magenschmerzen und es sind heute 30 Km plus das die letzten fünf Km nur Asphalt sind. Das es mal wieder eine Etappenankunft sein wird ohne Verpflegungsmöglichkeit habe ich im Rucksack dann auch noch Dosennahrung dabei. Früh morgens bin ich losgegangen und dann werde ich von Penny meine Neuseeland Bekanntschaft eingeholt die mir dann dreihundert Geschichten am hellen bzw. noch dunklen Morgen erzählen will – ich verstehe nicht die Hälfte ihr Dialekt ist mir gerade to much, sorry ich mache eine Fotopause und sie springt zum Glück weiter, nein dafür habe ich jetzt keine Nerven vor allem weiss ich nicht ob es noch schlimmer wird mit meinem Bauch. Ich schleppe mich über die Kilometer eine Sch….etappe. Ich erreiche aber das Ziel eine Etappe die mich Stolz macht weil ich hier arbeiten musste.

Die Herberge in Olveiroa ist von außen ganz nett aber innen dann ziemlich winzig und mal wieder eine Dusche für 30 Wanderer was für ein Müll. Ich bin heute sehr ungnädig bei der Ankunft. Auch hier ist die Herberge sehr schnell überfüllt. Ein paar junge Deutsche können die geforderten 12,00 EUR nicht bezahlen und machen solange rum das dann auch kein Platz mehr für sie ist anders wie in Negreira beharrt der Pilgerwirt das er niemand auf dem Fussboden schlafen lassen kann – am Abend lässt er sie dann doch in der Küche schlafen. Na also geht doch.

Nachdem die restlichen Pilger alle angekommen sind gehen wir gemeinsam Essen zumindest ein paar davon. Ralf mein Pilgerfreund aus Deutschland bleibt alleine für sich. Wir sind in einem superguten Restaurant, nach San Salvador bekomme ich hier das beste spanische Essen serviert auf meinem ganzen  Camino. Unsere Runde besteht aus Alfredo einem Elektroingenieur ca. 55 Jahre alt wohnhaft in Madrid, David aus Sheffield und Penny unsere bekannte Pilgerin aus Neuseeland. Hier nun erhalte ich endlich meine berühmte galizische Suppe die dann auch höchst delikat ist. Wir haben eine beschwingte und höchst vergnügliche Runde.

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Mal wieder bei Dunkelheit gestartet obwohl es 08.00 in der Früh ist. Zuvor noch einmal in dem guten Restaurant von gestern Abend ein Cafe au lait getrunken und etwa süßes dazu gegessen. Heute ist Sonntag es sind neben den Pilgern auch viele hiesige Jäger in dem Raum versammelt und trinken ebenfalls ihren Morgenkaffee. Bei all diesem Stress bewahrt der Wirt souveräne Ruhe und bedient jeden schnell und zügig. Das ist definitiv der beste Service den ich seit langem im Gaststättengewerbe erfahren habe. Wenn man hier am Camino eine Unterkunft oder Restaurant eröffnet und es einigermaßen gut führt sollte man gutes Geld verdienen können, die Kunden kommen ja schließlich von alleine eigentlich ist der Camino eine große breite Einkaufspassage zumindest aus der Sicht von Händler.

Draußen vor der Türe geht es an einem Pickup vorbei der drei Hundekäfige geladen hat mit etwas müde aussehenden Jagdhunden, mal hoffen das die Jäger etwas wacher sind und nicht Pilger sondern Wild schießen und hoffentlich treffen werden. Anscheinend haben viele Spanier ein Gewehr das zum Wochenende bei der Jagd dann reichlich benützt wird. Man hört es allweil in den Wälder knallen und erschrecktes Wild durch die Gebüsche jagen.

Heute läuft es sich wie von allein das gute Essen vom Abend hat gut gewirkt ich bin im Vergleich zu gestern wieder hergestellt, wäre auch Blöd auf der letzten Etappen schlapp zu machen. Ich bin mal wieder allen Schutzheiligen des Weges dankbar das ich ohne große Blessuren bisher gekommen bin und noch weiter bis zum nahen Caminoende wandern darf. Ich bin schnell unterwegs überhole eine Gruppe koreanischer Mädchen die wie immer lachend schnatternd unterwegs sind und werde nur von Ralf aus Heilbronn eingeholt der mit Rucksack und zwei Einkaufstüten an mir vorbeidüst. Viel Reden will er nicht er möchte wohl auch seinen Camino für sich beenden. Der Weg führt durch einen hübschen Nadelwald und einer eigenartigen Gegend die ein wenig an Schottland erinnert was aber eher dem dichten Herbstnebel geschuldet ist. Bei Kilometerstein 15 sehe ich wieder das Meer und es kommt recht schnell das Camino del Norte Feeling wieder durch, für die Camino Frances Pilger muss es ein erhebender Moment sein nach so vielen Kilometer durch trockenes Land wieder Wasser zu sehen insbesondere Wasser das bis zum Horizont reicht – für mich als Küstenwanderer ist das natürlich längstgewordene Routine und trotz allem hat das Meer was eigenes tiefes…

Kurz darauf erreiche ich den Strand von Finisterre der sich aber noch fünf Kilometer hinzieht vor dem Strand ist eine einsame Bucht gelegen und hier sehe ich gerade wie mein Schwabenfreund aus Heilbronn der Ralf nackt wie in Gott schuf in die Fluten springt – mit einem lauten Schrei. Er nimmt sein „rituelles“ Bad. Den laut alten Pilgerlegende soll ein Pilger beim Kap de Finisterre ein Bad im Meer nehmen, ein Kleidungsstück verbrennen und am Kap selbst eine Nacht dort schlafen – als Belohnung erwacht er als neuer Mensch am nächsten Morgen auf. Ich selber begnüge mich von oben auf den Strand zu schauen, es widerstrebt mir Dinge zu tun nur weil sie ein Ritual sind außerdem hatte ich mein Bad im Meer schon zu genüge, ich brauche diesen Aberglaube nicht – verstehe aber jeden der sich trotzdem in die Fluten stürzt. Letztes Jahr ist wohl ein Pilgerbruder direkt am Kap in das Meer gestützt und hat das mit seinem Leben bezahlt. Schwer vorzustellen warum das jemand macht den wenn am Kap steht sollten einem die Brandung und die spitzen Felsen davon abhalten aber hier in der Bucht ist es perfekt man ist ungestört kann sich nackt machen ohne das jemand Anstoß daran nehmen wird. Kurz danach kommt dann auch Michael aus Berlin, Michael ist einer der Brüder den ich in Santiago und Melide getroffen haben. Sein Bruder ist schon nach Haue geflogen aber Michael will es komplett durchziehen. Auch er springt in die Fluten während Ralf aus denselben schon entstiegen ist und jetzt auch für einen Plausch bei mir halt macht während ich Michael überzeugen konnte das er hier gut in die Fluten steigen kann besser als am Kap. Ralf wirkt jetzt sehr gelöst und glücklich auch für ihn wünsche ich nur das allerbeste! Ich glaube er wäre ein interessanter Gesprächspartner gewesen. Aber er braucht etwas Zeit um mit anderen Menschen warm zu werden, so scheint mir. Jedenfalls Hochachtung! 3.000 Kilometer von Kloster Schöntal bis hier zu den nassen Fluten von Finisterre das macht und schafft nicht jeder. Er zieht dann bald wieder alleine los er möchte noch schnell eine Unterkunft finden.

Nachdem ich mein Mittagsbrot verspeist habe ziehe ich auch weiter und schlendere über den Strand bis Finisterre dahin. Die letzten Schritte meiner Pilgerfahrt genießend gehe ich noch am Strand durch ein Tanggestrüpp  und finde zwei Jakobsmuscheln, die eine ist etwas angeknabbert doch die andere die größere der beiden ist gut erhalten und schimmert in den schönsten Farben, sie riecht nach Meer aber das stört nicht ein bisschen. Ich bin mal wieder überwältigt: Es gibt leider nicht mehr viele Jakobsmuscheln in Strandnähe weil eine Krankheit sie arg rar gemacht haben, dies kann man auch daran erkennen das ich auf fünf Kilometer Strand nur zwei Muscheln gefunden haben. Ich habe meine Muschel gefunden, gleich wie das Baderitual finde ich es für mich albern eine Muschel rumzuschleppen um damit anzuzeigen das ich Pilger bin. Ich wurde auch so überall erkannt aber auch hier darf und muss jeder machen wie er will. Jedenfalls meine Muschel hat mich gefunden und das mit den letzten offiziellen Schritten auf dem Jakobsweg, das ist schon sehr speziell – ein Wunder Nein – es ist eine typische Jakobsweg Begebenheit auf dem Weg gibt es keine Zufälle. Vorsichtig packe ich die Muschel ein und gehe nun die letzten Kilometer zur Herberge.

Der Ort selber ist nicht besonders hübsch ein kleines Fischerdorf mit einem hübsch gelegenen Hafen der sich links von mir befindet gerade als ich zur Herberge will kommen mir Thomas mit der Gitarre und Kim entgegen – noch einmal so eine Camino Geschichte. Die beiden sind mit dem Bus von Santiago hierher gefahren. Thomas hat Fussprobleme bekommen aber sie sind beide den Weg bis Santiago von Santander durchmarschiert. Ich freue mich sehr die beiden noch einmal gesehen zu haben sind sie doch ein Teil von meinem persönlichen Küstenweg genauer gesagt vom Camino Primitivo. In der Herberge erhalte ich dann eine weitere Urkunde, diese Urkunde ist wesentlich bunter als die Compostella – wichtiger als die Urkunde ist das ich von der Herbergsmutter eine alte Zeitung bekomme um meine Muschel sicher und sorgfältig verpacken zu können.

Da wir schon erwähnt uns Ende Oktober befinden wird es so ab 17.30 h schon dämmerig also entschließe ich mich keine Zeit zu vergeuden und schlendere den Berghang hoch zum Kap. Vorher treffe ich noch Michael und zeige ihm voller Stolz meine Muschel, der sie dann entsprechend bewundernd. Er möchte einen anderen Weg durch den Wald hoch zum Kap. Ich habe keine Lust auf Experimente will meinen Sonnenuntergang auf alle Fälle nicht verpassen. Es geht eine Autostraße entlang hm nicht gerade sehr romantisch. Oben angekommen, am Kap und Leuchtturm wird dann die Romantik vollends abgedreht. Heute ist Sonntag und der ganze Felsen ist bevölkert mit Wochenendausflüglern – ah Hilfe – Wahnsinn was macht ihr alle hier das ist doch ein Ort für Pilger hier gibt es nichts für euch. Solche Gedanken schießen mir durch den Kopf und werde fast etwas sehr ärgerlich, wie ich später erfahre ging es so auch den anderen Pilger.

Ich suche mir einen guten Platz mit bester Aussicht auf den Sonnenuntergang, es ist etwas bewölkt aber meine Befürchtung es könnte Regnen bewahrheitet sich zum Glück nicht. Auch wird es etwa kühler und die meisten Ausflügler verschwinden und nun bleiben die Pilger unter dem Leuchtturm übrig so wie es sein soll und richtig ist. Einige verbrennen ein paar Kleidungssache es stinkt bestialisch, da die modernen Outdoor Kleidungsstücke mit irgendwelchem Hightech Stoffen verarbeitet sind riecht es nicht einfach nur nach Baumwolle sondern als würde man alte Reifen verbrennen. Das scheint auch der Grund zu sein warum ein Schild an einem Zaun beim Leuchtturm eigentlich das verbrennen von Kleidung verbietet aber es hält sich keiner daran, der nicht etwas verbrennen will.

Ich lasse den Weg noch einmal an mir vorbeiziehen und schaue der Sonne zu wie sie immer mehr sich dem Horizont zuneigt und langsam hinter einer Wolke für heute stirbt. Zuletzt scheint sie noch einmal hinter dem Horizont, reflektiert von einer vorliegenden Wolke, ein unbeschreibliches Rot auf – ein höchst eigenwilliger Sonnenuntergang. Mit dem verglühen der Sonne ist nun mein Camino endgültig beendet. In Santiago der geistige Weg und hier am Felsen der körperliche. So wie die Sonne gestorben so ist auch mein Camino gestorben und jetzt im Moment des Sonnenuntergang fühle ich, was es heißt das man als neuer Mensch geboren wird.

Melancholisch gestimmt erhebe ich mich und sehe ich plötzlich all die Pilgerkameraden der letzten Tage – Michael, David, Penny, Frank – schnell vereinbaren das wir uns unten im Dorf treffen um gemeinsam Essen zu gehen und den Weg zu feiern – unseren Weg. Zuvor gehen Michael und ich in den Leuchtturm holen uns den letzten Stempel – Mist jetzt ist mein Pilgerpass voll also wird mein Stempel auf ein Extra kleines Zettelchen gestempelt das ich dann später einkleben werde. Dann sehen wir noch unsere koreanische Mädchenclique die hier oben ausharren möchte. Die Südkoreanischen Pilger waren auch eine Geschichte für sich wert, immer gut drauf, immer gut am plappern, eine wahre Bereicherung für den Camino. Als wir nun den Weg im Dunkeln nach unten antreten wieder an der Straße entlang ist es kein Zuckerschlecken weil sehr viele Autos dicht an dicht an uns vorbeifahren. Michael hat ein Taschenlampe  dabei mit der Leuchten wir uns an damit die Autofahrer uns sehen können. Irgendwann hält ein Autofahrer an und nimmt uns den Weg mit runter – ich bin ihm heute noch dankbar für diesen Pilgerdienst! Zum ersten mal fahre ich Anhalter auf dem Camino aber der Camino ist ja zu Ende da darf man das schon.

Am Abend feiern wir dann höchst ausgelassen im besten Fischrestaurant an der atlantische Küste und wahrlich eine Gaumenfreude ohne Ende. Der Wirt ist mit einer jungen Deutschen zusammen die aus Frankfurt kommt und uns erzählt das sie halt wegen der Liebe zum Wirt hier hängen geblieben ist und bei den Kochkünsten ihres Freundes versteht das jeder. Nach dem Essen ziehen wir weiter und besuchen noch eine Piratenbar hier treffen wir weitere Pilger. Hier heute Nacht endet dann meine Aufzeichnung der Rest der Nacht bleibt am Ende der Welt verschollen.

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Es geht zurück nach Hause.

Um 08.20 h am Morgen kommt der Bus nach Santiago. Zum Glück hält der Bus direkt vor der Herberge. Ein weiterer Wanderer vom Nordweg sehe ich dann auch noch unseren Albert. Natürlich ist er alles gewandert jetzt fährt er Bus bis Santiago mit. Die ersten Drittel der Fahrt gehen entlang am Camino, komisch die Perspektive aus dem Bus ist eine ganz andere – kein Bezug zum Camino kommt auf. Ich sehe ein paar Pilger auf dem Weg – Wehmut, Freude für die Caminowanderer. Nach fünf Wochen auf Schuster´s Rappen muss ich mich an die Geschwindigkeit gewöhnen. Die Aussicht auf die Küste ist ein wunderbares Bild das ich genieße. Nach den schönen drei Tagen ist heute wieder ein Regentag angesagt, alles richtig gemacht eigentlich wollte ich noch bis Muxia gehen aber den letzten Tag als Regentag zu erleben wäre doch schade gewesen somit alles gut und beim nächsten Mal wird Muxia besucht.

Um 11.00 Uhr kommen wir in Santiago, genauer gesagt am Bus Terminal an, uff der ist ja superhässlich – spätestens jetzt ist der Camino zu ende. Vom Bus Terminal nehme ich den Bus zum Airport. Am Airport treffe ich ein wenig später noch einmal Michael gemeinsam packen wir seinen Rucksack um, so das er als Handgepäck bei der Fluggesellschaft durchgeht. Sein Flug geht früher deswegen verabschieden wir uns schnell voneinander.

Dann wird mein Flug aufgerufen es geht zuerst wie beim Hinflug nach Palma de Mallorca. Hier warte ich dann wieder 1,5 Stunden auf den Weiterflug. Uff auch hier ist alles anderes, ich bin noch in meinem Pilgermodus aber hier ist alles doch ziemlich fremdartig. Am Gate höre ich dann die ersten schwäbische Aktzente autsch nein so ganz vom Camino bin ich definitiv noch nicht weg – auch fühlt man die deutsche grummeligkeit wieder – ich bin noch in einem Zwischenstadium – jedenfalls mit dem Flugzeug zu fliegen ist kein angemessenes Mittel um vom Camino zurückzukehren.

22.30 Uhr Touchdown auf dem Flugfeld in Stuttgart – Zurück – Daheim?!

Während des Fluges habe ich meine Muschel in meinem Buchhandlung Wittwer Jutebeutel transportiert und bewacht wie ein Goldstück. Gleich am Abend als ich in meiner Wohnung bin, bekommt die Muschel einen Ehrenplatz in meiner „Sandkiste“ im Wohnzimmer.

Am nächsten Morgen geht es in die Kirche zum heimischen Gottesdienst. Es ist 1. November Allerheiligen – und ich merke hier in der Messe ist der Camino auch zu finden und es lassen sich schwer die Tränen verhindern.

Schön war´s !

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